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Duft der Orangen und stille Melancholie

13. September 2007
Redaktion Börsenblatt
Von Altmeistern wie Pla, Espriu und Montalban bis zu neuen Talenten wie Jordi Puntí und Pere Guixà bietet die dtv-Anthologie »Willkommen in Katalonien« eine breite Palette unterschiedlichster Erzählstile – und doch ergibt sich ein gemeinsamer Grundton mit stolzen Protagonisten und stiller Melancholie.
Herausgeber Jaume Subirana hat sieben thematische Reiserouten für den Leser zusammengestellt: Barcelona – Landschaften und Charakter – Das Katalanische und die Katalanen – Tradition und Identitäten – Eine bewegte Geschichte – Vom Bauer zum Starkoch – Von nah und von fern. Der auch hierzulande bekannte, 2003 verstorbene Krimiautor Manuel Vazquez Montalban beobachtet eine Stunde lang von einem Hotelzimmer aus Barcelonas Flanierboulevard Rambla, Carme Riera erzählt von einem vergeblichem Versuch, sich mit den Eltern zu versöhnen, Jordi Puntì von der Schwierigkeit der Nähe bei einem jungen Paar und den Träumen, in die Welt der Reichen vorzudringen, Josep Palau i Fabre von einem stürmischen Valencianer, der in Stockholm hängenbleibt, aber nie den Duft der Orangen seiner Heimat vergessen kann ... Höchst unterschiedlich sind die 37 Erzählungen, und sie machen Lust auf mehr, Lust darauf, dieses manchmal fremd, manchmal vertraut wirkende Land kennenzulernen. Die Vignette einer Menschenpyramide, die sich am Ende jeder Doppelseite wie im Daumenkino immer größer aufbaut,ist vielleicht ein schönes Sinnbild für die Anthologie: Am Ende ergeben die 37 Schriftsteller einen stimmigen Gesamteindruck, so wie realen Menschenpyramiden, die man in Katalonien immer wieder findet, eigene Vereine gibt es sogar für diesen Volkssport. Stefan Hauck Willkommen in Katalonien. Eine literarische Entdeckungsreise. dtv, 2007, 320 Seiten, 9,50 Euro Weitere Buchtipps finden Sie hier!