Kongress Deutsche Fachpresse 2019

Transformation beginnt in den Köpfen

22. Mai 2019
von Börsenblatt
Der Strukturwandel ist inzwischen der ständige Begleiter der Fachmedienbranche. Ganz entscheidend für sein Gelingen ist das Mindset, die Einstellung, die man braucht, um die Transformation umzusetzen. Dies war der Fokus am ersten Tag des Kongresses, zu dem die Deutsche Fachpresse ins Berliner Hotel Ellington eingeladen hatte.

Dass das Kongressmotto #move zahlreiche Bedeutungen hat, machte eingangs Torsten Casimir, Chefredakteur des Börsenblatts und Moderator des Kongresses, klar: sich bewegen, umziehen, aber auch handeln, etwas anschieben. Der Hashtag umschreibt gut, was Fachmedienanbieter seit Jahren umtreibt und auch in Zukunft ständig begleiten wird: der permanente Wandel ihrer Unternehmen und ihres Portfolios.

Klaus Krammer, Vorstand des Krammer Verlags und seit 2018 Sprecher der Deutschen Fachpresse, nahm das Kongressmotto zum Anlass, um vom „bedeutendsten Umbruch unserer Geschichte“ zu sprechen. „Es wird kein Danach geben! Wir müssen uns tagtäglich, jede Minute ändern.“ Der „Move“ wird also zu einer Konstante, die die Arbeit der Fachmedienhäuser ständig begleiten wird. Ob dies gelingt, hänge auch davon ab, mit welchem Know-how und mit welchen Qualifikationen man den Wandel gestalte, so Krammer. Zum klassischen Contentgeschäft hätten sich längst Bewegtbildformate, Kommunikationsdienstleistungen, Kongresse, Softwareentwicklung und Workflow-Lösungen für B2B-Kunden gesellt. Der Erfolg gibt der Fachpresse Recht: Der Umsatz ist 2018 insgesamt um 1,1 Prozent gestiegen, vor allem durch digitale Produkte und Messen.

Krammer nannte mehrere Faktoren, die im Strukturwandel der Fachmedienbranche wichtig seien, zum Beispiel die Stärkung von Weiterbildung und neuen Lernansätzen. Aber auch die fachjournalistische Qualität sei unverzichtbar: „neutrale, gut recherchierte Information“, die ihrerseits Bedingung einer freien Presse sei. „Die Pressefreiheit braucht auch unsere Stimme“, so Krammer.

Der „Move“ spielt sich zunächst in den Köpfen ab, wie Christian Bredlow von Digital Mindset mit seiner Performance auf der Bühne des Ellington klar machte. Wie schon sein Firmenname signalisiert: Es kommt auf das Mindset an. Und das ist natürlich, je nach Geburtsjahrgang, sehr unterschiedlich. Kinder, die heute geboren werden, halten ein Hochglanzmagazin für ein defektes iPad. Und Menschen, die Mitte der 80er Jahre auf die Welt gekommen sind, haben vielleicht ein Problem mit digitalen Innovationen, die jetzt oder morgen auf den Markt kommen – etwa Amazon-Lautsprecher mit Alexa.

Mit Steve Newbold vom britischen Medienunternehmen XEIM Centaur ging es dann ans Eingemachte: die Transformation eines traditionsreichen Fachzeitschriftenanbieters zu einem Service- und Eventanbieter im Netz (der Titel seines Vortrages: „From Advertisers to Customers – B2B Media Transformation in the UK). Von einstmals 50 Fachzeitschriften blieb ein Kern weniger Marken übrig, die heute als Plattform genutzt werden. Das Verlagsmodell ist passé, aber die Kundenbeziehungen, so Newbold, seien stabil geblieben. Man verfolge eine klare und fokussierte Strategie und liefere den B2B-Kunden konkrete, praxistaugliche Lösungen und Einsichten. Den heutigen Erfolg verdankt XEIM Centaur nicht nur seinem radikalen Kurswechsel, sondern auch einer Reihe von Akquisitionen. Einen wichtigen Punkt nannte er noch zum Schluss, im Hinblick auf die Inhalte, die über die Plattformen verbreitet werden: „Great content shouldn’t be free.“