BÖRSENBLATT-Café

Nicht aufgeben!

10. Oktober 2007
von Börsenblatt
Zum zweiten Mal finden in diesem Jahr die Podiumsdiskussionen im BÖRSENBLATT-Café (Halle 4.0 D 1339) statt. Zum Start dreht sich alles um die Frage, ob und wie sich unabhängige Buchhandlungen heute noch erfolgreich positionieren können. Motto: »Nicht aufgeben!«.
Es diskutieren Thomas Wrensch (Buchhandlung Graff), Ulrich Dombrowsky (Buchhandlung Dombrowsky), Uwe Fischer (Buchhandlung Uwe Fischer) und Rebecca Kandler (Fachzeitschrift Top Hair International). Moderiert wird die Veranstaltung von den BÖRSENBLATT-Redakteuren Stefan Hauck und Christina Schulte. Christina Schulte wies darauf hin, dass in den vergangenen zwei Jahren die Konzentration extrem an Fahrt gewonnen hat. Thalia und DBH an der Spitze machen den unabhängigen Buchhandlungen zu schaffen. Welche Strategien haben diese dagegenzusetzen? Wrensch: Es hat uns nicht sehr erschreckt, als Thalia zu uns kam. Das war absehbar. Dennoch haben wir uns mit unseren Mitarbeitern und einem Unternehmensberater zusammengesetzt. Natürlich merkt man Umsatzeinbußen. Im ersten Jahr haben wir ein Minus von knapp fünf Prozent. Wie sieht es bei den Frisören aus? Kandler: Filialisierung ist auch bei uns ein sehr großes Thema. Auf der einen Seite gibt immer mehr kleine Geschäfte auf der anderen Seite aber auch immer mehr Filialen - rund 10.000 Filialbetriebe. Auch wir kennen die Angst davor, dass ein Großer kommt. Wie sieht Ihre Strategie aus? Viele Filialen wollen das Geschäft über den Preis regeln. All die, die sich auf ihre eigenen Stärken beschränkt haben, konnten sich am Markt behaupten. Fischer: Die Großen haben den Vorteil eines gemeinsamen Marktauftritts, gemeinsamer Werbung, gemeinsamer Kapitalkraft. Wir können eine Menge von den Großen lernen, das Gelernte aber alleine nicht umsetzen. Dombrowsky: Ich schaue nicht, was die Großen machen. Ich gehe meinen eigenen Weg. Wir sollten uns auf unsere Stärken konzentrieren. Wrensch: Wir haben zum Beispiel den Bereich DVDs ganz aufgegeben, da können wir mit den Großen nicht mithalten. Wir haben uns verstärkt auf unsere Jugendbuchabteilung gerichtet. In diesem Bereich arbeiten wir sehr personalintensiv, dass kann Thalia so nicht leisten. Dombrowsky: Ich würde am Liebsten nur noch Belletristik machen und allen Ballast rauswerfen. Halten die Stammkunden Ihnen die Treue? Wrensch: Wir dürfen uns darauf nicht ausruhen. Auch der Stammkunde will jedesmal neu umworben werden. Kandler: Auch bei den Friseurkunden gibt es eine hohe Fluktuation. Auch Friseure müssen zunehmend um ihre Kunden buhlen. Die Fragen müssen sein: Welche Kunden habe ich? Was kann ich denen bieten? Sie müssen sich bekannt machen. Wrensch: Wir legen Wert auf Tradition, haben uns Partner in der Stadt gesucht und Kundenkarten angeboten. Fischer: Wir haben sehr viele Stammkunden. Wir sitzen nicht in der Innenstadt, da spielt Service eine wichtige Rolle. Der Kunde wird immer da kaufen, wo es einfach und bequem ist. Unser Problem ist, dass wir Kleinen nicht mit dem Pfund wuchern, dass wir haben. Wir halten Service, Lesungen, Beratung für selbstverständlich und werben nicht damit. Wir Buchhändler müssen in einem ersten Schritt wissen, wo unsere Stärken liegen. Kandler: Die Frisöre gehen immer mehr zu Franchise-Konzepten über. Wäre das auch für den Buchhandel denkbar? Dombrowsky: Dieses Konzept wird ein Stück weit bereits mit der Büchergilde gelebt. Fischer: Das ist ein Modell, das ich im Moment nicht im Buchhandel sehe. Fazit: Für den unabhängigen Buchhandel ist es vor allem wichtig, Kooperationspartner zu finden und sich auf seine Kernkompetenzen und Stärken zu besinnen.