Brian Fies sei mit "Mutter hat Krebs" (Knesebeck) eine Gratwanderung zwischen Objektivem und Subjektivem gelungen, hob Juryvorsitzende Caroline Roeder in ihrer Laudatio hervor. Der Zeichner dokumentiert in dem bildkünstlerisch ausgereiften Comic die Geschichte seiner an Krebs erkrankten Mutter ebenso wie die seiner Familie, die die Mutter begleitet. Das Krankheitstagebuch erschien zuerst im Internet und erzielte eine große Resonanz. Jetzt sind die Bildsequenzen aus dem Netz ins Buch zurückgekehrt.
Als bestes Bilderbuch der Jahresproduktion 2006 wurde Nikolaus Heidelbachs "Königin Gisela" (Beltz & Gelberg) ausgezeichnet, eine psychologisch fein austarierte Fabel um die Egomanie des Mädchens Gisela, die der Illustrator in detailreichen Arrangements auf eine exotische Insel mit Erdmännchen schickt.
Den Deutschen Jugendliteraturpreis für das beste Kinderbuch erhielt "Schwester" des norwegischen Dramatikers Jon Fosse (Bajazzo). Staunend gerät der Leser auf die Augenhöhe eines vierjährigen Jungen und fühlt sich mit einer radikalen Trennung von Kinder- und Erwachsenenwelt konfrontiert.
Bestes Jugendbuch schließlich ist Do van Ransts "Wir retten Leben, sagt mein Vater" (Carlsen), ein Familienstandbild mit pointiert gezeichneten Charakteren: Ein Häuschen in einer scharfen Linkskurve dient als wohltemperierter Warteraum für die darin versammelte Familienkomparserie.
Eine unabhängige Jugendjury, die aus sechs über die Bundesrepublik verteilten Leseclubs besteht, hat den "Preis der Jugendjury" für das Buch "Der Joker" (cbj) von Markus Zusak vergeben.
Der Sonderpreis für das Gesamtwerk eines deutschen Autors ging an Kirsten Boie.
Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird als einziger Staatspreis für Literatur seit 1956 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestiftet und jährlich verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur. Die Preissummen betragen insgesamt 50.000 Euro. 8.000 Euro pro Sparte gehen an den/die jeweiligen Sieger, der Sonderpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Zusätzlich erhielten die Sieger eine Skulptur, die Michael Endes Momo darstellt.