Kunerts Werke erscheinen seit 1963 im Hanser Verlag

Günter Kunert ist tot

22. September 2019
von Börsenblatt

Der Schriftsteller Günter Kunert ist am 21. September im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Kaisborstel an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Das teilten der Hanser Verlag und der Wallstein Verlag am Sonntag mit. 

Günter Kunert wurde am 6. März 1929 in Berlin geboren. Er absolvierte 1943 zunächst eine Lehre in einem Bekleidungsgeschäft – wegen seiner jüdischen Abstammung bestanden für ihn keine Weiterbildungsmöglichkeiten. Ab 1946 studierte er fünf Semester Grafik an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee; 1948 erste Publikation von Gedichten und Geschichten in der Zeitschrift "Ulenspiegel", 1948/49 Eintritt in die SED. 1950 wurde Kunert durch Johannes R. Becher entdeckt und gefördert, er publizierte in verschiedenen Zeitschriften und arbeitete für Film, Fernsehen und Rundfunk.

1965 verstärkte sich die Kritik an Günter Kunert innerhalb kulturpolitischer Debatten in der DDR. Anfang der 70er Jahre war er "Visiting Associate Professor" an der University of Texas in Austin/Texas und 1975 "Writer in Residence" an der University of Warwick/Großbritannien. 1976 unterzeichnete Kunert die Biermann-Petition gegen die Ausbürgerung des DDR-Liedermachers und erhielt nach Streichung der SED-Mitgliedschaft im Oktober 1979 ein mehrjähriges Visum für die Bundesrepublik.

Am 10. Oktober 1979 reiste Günter Kunert in die Bundesrepublik aus. Seitdem lebte er in Kaisborstel/Itzehoe. Er gilt als einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart. 

Günter Kunerts Werke werden seit 1963 im Carl Hanser Verlag und seit 2001 auch im Wallstein Verlag publiziert. Im Frühjahr erschien bei Wallstein der Roman "Die zweite Frau", in dem sich der Autor als hintersinniger Chronist und Analytiker des Lebens in der DDR erweist. Sein letzter Gedichtband "Zu Gast im Labyrinth. Neue Gedichte" erscheint am 23. September 2019 im Carl Hanser Verlag.