45. Litprom-Bestenliste "Weltempfänger"

Suchende

23. Dezember 2019
von Börsenblatt
Die Autor*innen der Litprom-Bestenliste Weltempfänger vom Winter 2019 haben eines gemeinsam: Sie begeben sich auf eine Suche − nach der Wahrheit oder Zugehörigkeit, nach einem Neuanfang, einem Vertrauten oder gar einer Romanfigur. Ab Januar kommt Jörg Plath neu in die Jury.

Der Protagonist in Eduardo Halfons (Guatemala) "Duell" (Hanser; übersetzt von Luis Ruby) auf Platz 1 wankt zwischen (un)zuverlässigen Erinnerungen und der Wahrheit hinter einer oft erzählten Familiengeschichte, schreibt Litprom in einer Medieninformation. In "Verwandlungen" (Platz 2; Rowohlt; übersetzt von Friederike von Criegern) von Jorge Comensal (Mexiko) findet ein Mann nach seinem plötzlichen Stimmenverlust seinen engsten Vertrauten — einen Papagei. Carla Maliandis (Argentinien) "Das deutsche Zimmer" (Platz 3; Berenberg; übersetzt von Peter Kultzen) schickt ihre Protagonistin in deren Sehnsuchtsstadt Heidelberg, wo sie trauert, aber auch einen Neuanfang wagt.

Um die Auklärung eines mysteriösen Todes vor dem Hintergrund einer sexistischen und rassistischen Gesellschaft geht es in "Die Kosmetikerin" (Platz 4; Heyne; übersetzt von Sybille Martin) von Melba Escobar (Kolumbien). Der Gedichtband "Dieses Land gehört euch" (Platz 5; Mikrotext; übersetzt von Sandra Hetzl) des irakischen Lyrikers Khadem Khanjar (Irak) beschreibt den Ausnahmezustand zwischen Trauer, Hass und dem Warten auf das Ende der Konflikte.

In seinem Roman "Madonnas letzter Traum" (Platz 6; Sujet; übersetzt von Recai Hallac) begibt sich Doğan Akhanlı (Türkei/Deutschland) zwischen der Türkei, Deutschland und Polen auf die Spurensuche nach der rätselhaften Protagonistin aus Sabahattin Alis Klassiker "Madonna im Pelzmantel". Die Gedichte in "Gesellschaft für Flugversuche" (Platz 7; Hanser; übersetzt von Lea Schneider und Dong Li) von Zang Di (China) wechseln zwischen östlichen und westlichen Formen und fragen in alltäglichen Situationen nach der eigenen Zugehörigkeit.

Die Jury: Ilija Trojanow (Vorsitz), Katharina Borchardt, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Claudia Kramatschek, Ulrich Noller, Ruthard Stäblein und Thomas Wörtche.

Für eine Übersetzung ins Deutsche empfiehlt Katharina Borchardt: "Fuyanren" von Wu Ming-Yi (Taiwan). Der Roman ist 2011 im Verlag Summer Festival erschienen. Die Begründung: "Wäre der junge Polynesier Atile’i nicht auf einer riesigen Müllinsel gelandet – er wäre im Pazifik ertrunken. So aber treibt er auf dem Müllgespinst bis an die  taiwanesische Küste, wo er der lebensmüden Alice Shih begegnet. Ein poetischer Roman über eine ökologische Katastrophe und ein gemeinsames Abenteuer."

Jörg Plath verstärkt Jury

Ab Januar 2020 ist Jörg Plath neu in der Jury für die Weltempfänger-Bestenliste. Plath ist Literaturredakteur bei Deutschlandfunk Kultur und arbeitet als Journalist und Literaturkritiker. "Ich bin in der Weltempfänger-Jury, weil jeder eine Insel ist und die Literatur ein alle verbindendes Meer", beschreibt er seine Motivation für das Ehrenamt.

Plath, Jahrgang 1960, studierte nach einer Ausbildung zum Buchhändler Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Geschichte und Politik in Freiburg, Wien und Berlin. 1993 promovierte er über Franz Hessel und arbeitete als freier Lektor, Ghostwriter und Literaturredakteur. Als Kritiker schreibt er unter anderem für die F.A.Z. und NZZ. Plath lebt in Berlin.

Als Jury-Mitglied diskutiert er über belletristische Neuerscheinungen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt. Zur Jury gehören die Kritiker*innen und Journalist*innen Ilija Trojanow (Vorsitz), Katharina Borchardt, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Claudia Kramatschek, Ulrich Noller, Ruthard Stäblein und Thomas Wörtche. Viermal pro Jahr wählt sie je sieben Titel auf die Weltempfänger-Bestenliste.

Mehr zur Jury finden Sie auf der Litprom-Webseite.