Interview mit Joey Kelly

"Wir haben CDs gegen Lebensmittel getauscht"

21. Februar 2020
von Börsenblatt
12.000 Kilometer von Berlin nach Peking: Das haben Joey Kelly und sein Sohn Luke im mit einem Bulli in einem Monat geschafft − ohne Geld. Im Interview erläutert Joey Kelly wie das funktioniert hat.

Herr Kelly, wer hatte die Idee zur Tour – Sie oder Ihr Sohn?
Die Idee kam von mir. Ich habe schon zweimal Deutschland ohne Geld durchquert und ebenso die USA von L. A. bis New York. Die Tour jetzt war die Steigerung davon, dieses Mal nicht zu Fuß, sondern mit einem 50 Jahre alten Auto von Berlin bis Peking.

Mussten Sie Ihren Sohn lange überreden mitzukommen?
Nein. Luke begleitet mich schon sehr lange bei den Challenges. Er hat spontan zugesagt.

Warum per Bulli?
Ein alter VW  T1 ist vor 40 Jahren der erste Tourbus der Kelly Family gewesen. Ich verbinde meine Kindheit mit diesem Auto, die Zeit, in der meine Eltern noch gelebt haben und wir als Kelly Family zusammen gereist sind.

Und abends? Lagerfeuer und Gitarrenmusik?
Nein. Lagerfeuer ohne Gitarre.

Haben Sie im Bus geschlafen?
Wir haben die ganze Zeit im Bus übernachtet, was nicht besonders luxuriös ist, aber man hat ein Dach über dem Kopf, wir hatten jeweils eine Matratze und einen Schlafsack dabei. Wir haben uns arrangiert und hatten nicht das Gefühl, dass es zu eng war. Es war sogar sehr schön.

Essen, Wäsche waschen, tanken – wie ging das ohne Geld?
Wir hatten Waren dabei – Teddybären, Kleidung, Schmuck, Merchandise, CDs – und haben diese gegen Lebensmittel getauscht. Zudem haben wir den Leuten eine Erwähnung im Buch versprochen, wenn sie uns unterstützt haben. Das hat die Leute motiviert, uns zu helfen. Das Buch ist im National Geographic Verlag erschienen.

Ihr Gesamteindruck?
Die ganze Zeit war wunderschön. Die Tour war natürlich auch eine Herausforderung, da wir Tag und Nacht entweder arbeiten oder den Bus fahren mussten, permanent schauen mussten, dass uns das Auto nicht kaputtgeht. In der Mongolei war die Landschaft besonders schön, Russland hat uns ebenfalls gut gefallen. Im Endeffekt war die gesamte Strecke sehr spannend.

Was war besonders schwierig?
Zum Teil waren wir auf stark beschädigten Straßen mit Schlaglöchern unterwegs. Wenn man mit dem Bus in einen Unfall gerät, kann das sehr gefährlich sein.
 
Ihr Rat an diejenigen, die von einem ähnlichen Abenteuer träumen?
Gut vorbereiten, einfach loslegen und auf der Tour gut aufpassen.

Wie oft mussten Sie die Reifen wechseln?
Nur zweimal.

Gibt es eine neue Bulli-Challenge?
Für das kommende Jahr plane ich wieder eine Tour mit dem Bulli, die von Alaska bis nach Feuerland gehen soll, einmal die komplette Panamericana-Strecke entlang. Bei dieser Tour kommt auch mein zweiter Sohn mit, dann sind wir zu dritt und es wird noch enger.

Bibliografische Angaben zum Buch: Joey und Luke Kelly: "Bulli Challenge − Von Berlin nach Peking". Aufgezeichnet von Ralf Hermersdorfer. Fotografiert von Thomas Stachelhaus, National Geographic Deutschland, 2. Auflage 2020, 240 S., 29,99 Euro.