Interview mit Heinz Joachim Schöttes von KNV Zeitfracht

"Es ist notwendig, Touren zu bündeln"

24. März 2020
von Börsenblatt

Auch KNV Zeitfracht beobacht die tägliche Entwicklung im Buchhandel und will möglicherweise seine Lieferfrequenz reduzieren. Aber, so sagt Konzernsprecher Joachim Schöttes, die Lieferzeiten seien derzeit nicht das entscheidende Kriterium für die Buchhandelskunden.

Wie haben sich in den letzten Tagen die Volumina geändert?
Das Auslieferungsvolumen im Barsortiment hat sich in den vergangenen Tagen in seiner Struktur insofern verändert, dass das Online- beziehungsweise Direktversandvolumen deutlich angestiegen ist. Gerade der stationäre Buchhandel hat nach den zahlreichen Regierungsbeschlüssen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie innerhalb kürzester Zeit seine Online-Angebote ausgebaut. Wir unterstützen das mit zahlreichen Maßnahmen.

Wie haben Sie Ihre Touren geplant?
Bei den Transportvolumina haben sich Änderungen ergeben, da sich die Verlegerbeischlüsse stark reduziert haben. Daher haben wir die Bearbeitung der Montagsbelieferung an diesem Wochenende auch ausgesetzt. Wir werden unseren Kunden aber auch in dieser Woche täglich ihre Warensendungen zustellen. Es kann dabei in einzelnen Buchhandlungen zu späteren Anlieferzeiten kommen, da aufgrund der veränderten Volumina die Touren angepasst werden müssen.

Was bedeutet diese Entwicklung kostenmäßig?
Es ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch notwendig, Touren zu bündeln, wenn in dieser Zeit der Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie die Volumina sinken. Dass die Bücherwagendienste unter erheblichem finanziellem Druck stehen, ist hinlänglich bekannt. Gerade jetzt ist es aber wichtig, dass wir unseren Kunden ein verlässlicher Partner sind und an deren Seite stehen. Dazu werden wir auch im Transportbereich unseren Beitrag leisten.

Denken Sie ebenfalls darüber nach, den Belieferungsrhythmus zu ändern?
Unser Anspruch ist es, den Buchhandlungen und ihren Kunden in diesen Tagen und Wochen unser Leistungsportfolio weiterhin zur Verfügung zu stellen. Dabei werden wir täglich die dynamischen Veränderungen beobachten und unsere Kunden gegebenenfalls über daraus resultierende Neuerungen frühzeitig informieren.

Was würde das für den Buchhandel bedeuten, wenn die Frequenz gesenkt wird?
Wichtig ist, dass die Buchhandlungen ihre Kunden informieren, wann sie mit der bestellten Ware rechnen können. Daher halten wir sie über eventuelle Änderungen auf dem Laufenden. Aus unserer Sicht sind jedoch die Lieferzeiten derzeit nicht das entscheidende Kriterium für die Kunden der Buchhandlungen. Sie erleben branchenunabhängig, dass sowohl KEP-Dienstleister als auch große Online-Händler momentan bedeutend längere Laufzeiten haben als sonst. Im Vergleich dazu ist der Buchhandel auch bei etwas niedrigerer Frequenz immer noch sehr schnell.

Wie lange kann KNV Zeitfracht einen Shutdown der Buchhandlungen durchstehen?
Wir tun alles dafür, unsere Kunden in dieser schwierigen Phase zu unterstützen, damit sie die Aufmerksamkeit ihrer Kunden auf allen Kanälen erlangen. Denn: Wir alle sind gemeinsam der Buchhandel.

Nutzen Sie Möglichkeiten wie Kurzarbeit? Werden Sie staatlichen Hilfe beantragen?
Es ist unsere unternehmerische Verantwortung, alle Maßnahmen zu prüfen und bei Bedarf auch umzusetzen, die dazu beitragen, unser Unternehmen stabil durch die kommenden Wochen und Monate zu bringen und gerade jetzt für unsere Kunden ein verlässlicher Partner zu sein.