Interview

"Ich bin enttäuscht"

22. September 2008
Redaktion Börsenblatt
Im Übersetzerverband VdÜ hängt nach der Sitzung am Wochenende der Haussegen schief: Der Verleger-Vorschlag zur Honorierung wurde abgelehnt. Boersenblatt.net sprach mit Gerlinde Schermer-Rauwolf, die den VdÜ-Vorsitz bis vergangenen Sonntag inne hatte.
Wie geht¹s Ihnen? Schermer-Rauwolf: Ich bin enttäuscht. Ich halte das für eine unkluge Entscheidung. In absehbarer Zeit wird es meines Erachtens keine bessere Regelung geben als die zuletzt mit den Verlagen ausgehandelte. Verstehen Sie die Entscheidung dennoch? Schermer-Rauwolf: Ja, ich verstehe das gut. Es gibt vieles, was man sich als Übersetzer noch wünschen kann: höhere Mindesthonorare und die Gleichstellung von Original-Taschenbuch und Hardcover gehören dazu. Für Sie und den Vorstand ist das eine herbe Niederlage... Schermer-Rauwolf: Ja. Und für mich war klar, dass ich bei einem solchen Abstimmungsergebnis nicht wieder kandidieren würde. Die Diskussion über »Angemessenheit« als moralischem und nicht juristisch-wirtschaftlichem Begriff hat die Auseinandersetzung bestimmt und zu dieser Abstimmung geführt. Haben Sie die Mehrheitsverhältnisse falsch eingeschätzt? Schermer-Rauwolf: Vielleicht, ja. Möglich ist auch, dass sich die Mehrheitsverhältnisse in den letzten Monaten verschoben haben.