Warum soll man nur das eine oder nur das andere machen müssen, die auch gut zusammen gehen? Oft glaubt man, dass dieses Sitzen zwischen den Stühlen ein nur sehr schwierig zu bewältigender Spagat sei. Aysegül Acevit ist da anderer Meinung: Das Leben mit zwei Kulturen ist für sie eine Kunst, die man erlernen kann um dann geschickt von Stuhl zu Stuhl zu wechseln.
Ihre Erfahrungsberichte schildern die türkische Lebenswelt in Deutschland und den Way of life der Menschen, die mit zwei Kulturen tanzen. Ob es die Bekanntschaft mit einer jungen Türkin im Bus und deren Lebensgeschichte ist oder das Aufeinandertreffen von aufsässigen Jugendlichen in der Bahn in den Kurzgeschichten ist die Autorin angenehm offen und scheut auch nicht davor zurück, ihre Meinung kundzutun.
Dabei erzählt sie auch von ihren eigenen Erlebnissen als verdeutschte Türkin in Istanbul. So berichtet sie beispielsweise, wie sie eine halbe Stunde zu spät am Treffpunkt eines türkischen Vereins erscheint. Voller Panik über ihre Unpünktlichkeit erreicht sie ihr Ziel und von den anderen Teilnehmern ist noch niemand da. Typisch deutsche Pünktlichkeit trifft auf südländische Lässigkeit. In lockerer Atmosphäre werden dem Leser typisch türkische und echt deutsche Verhältnisse nähergebracht. Dabei wird mit überholten Klischees aufgeräumt und Vorurteile werden beseitigt.
Elise Mischke
Aysegül Acevit: »Zu Hause in Almanya: Aysegül Acevit erzählt vom türkischen Leben in Deutschland«. Campus, 198 Seiten, 17, 90 Euro
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