Börsenverein

Hauptversammlung entscheidet über Immobilienfrage

16. Oktober 2008
Redaktion Börsenblatt
Braubachstraße ja oder nein? Die Mitglieder des Börsenvereins entscheiden heute in einer außerordentlichen Hauptversammlung auf der Buchmesse über den neuen Standort des Verbands. Wir berichten im Live-Ticker ab 10 Uhr über die Diskussion.
11.50 Nachdem die Mitglieder außerdem noch das geplante Konzernwahlrecht zum 1.1.2010 auf den Weg gebracht haben und grünes Licht für die Aufnahme ausländischer Branchenunternehmen gegeben haben, schließt der Vorsteher die Hauptversammlung. 11.48 Uhr Die Abstimmung wird per Stimmkarte durch Handzeichen durchgeführt. Die Lösung Braubachstraße wird mit deutlicher Mehrheit angenommen - bei 17 Gegenstimmen und ohne Enthaltung. 11.47 Uhr Horbach betont nochmals, dass dem Verband keine Liquidität entzogen wird. 11.46 Uhr Helmut Dähne stellt noch einmal fest, dass es ihm auch um die Verbandsziele ginge. "Sie alle, die dafür stimmen, werden spüren, dass dem Verband Liquidität für diese Ziele fehlen wird." 11.45 Uhr Honnefelder stellt fest, dass 138 stimmberechtigte Mitglieder im Saal sind, außerdem liegen 41 Stimmvertretungen vor, somit gibt es 179 Stimmen. 11.38 Uhr Stephan Joß: "Wenn wir im Hirschgraben blieben, hätten wir permanent einen Aufwand, der nicht vorherzusehen ist." Wenn nicht in kürzester Zeit 1,5 Millionen in die Hand genommen werden, schließt uns die Stadt die Immobilien. von diesem Geld sehe der Verband dann nichts mehr wieder. 11.36 Uhr Bernd Weidmann: "Wir sollten versuchen, die Bedenken von Herrn Dähne zu verstehen." Was er nicht verstanden habe, sei der Punkt Liquiditätsabfluss. "Wir nehmen doch ein Darlehen auf und erzielen damit einen Vermögensaufbau." Einen Liquiditätsabfluss wie bei der BAG-Krise sehe Weidmann derzeit nicht. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter der Börsenvereinsgruppe werde sich auf jeden Fall ergeben. 11.33 Uhr Peter Kraus vom Cleff: "Ich möchte zwei kaufmännische Dinge ansprechen." Es werde nicht die veränderte Immobiliensituation eine Gefahr bringen, sondern die Höhe der Mitgliedsbeiträge. "Das Risiko ist die Höhe der Einnahmen". Er würde gerne anregen, verbindlich die Synergieeffekte aufzulegen und miteinzuberechnen. "Diese Dinge muss man hier mit offenlegen." 11.27 Uhr Karl-Udo Wrede erinnert sich an das Haus des Buches, wo im Zuge der Euphorie abgestimmt wurde. Seit der Zeit sei er mit den Finanzen der Börsenvereinsgruppe vertraut. "Daher war es mir ein Anliegen, dass die Fehler von damals nicht noch einmal passieren werden." Alle Probleme sollten jetzt ausgeschlossen sein. "Davon sind wir überzeugt." Es sei das erste Mal eine so umfassende Analyse vorgelegt worden, eine Gesamtsicht auf die Dinge. "Weil die Unterlagen so sind, wie sie sind, möchte ich mich bei Herrn Skipis und seinen Mitarbeitern bedanken." "Sie waren daran interessiert, für den Verein das Wirtschaftlichste zu finden." Wrede spricht sich dafür aus, dass die Mitglieder mit einem Ja abstimmen. 11.25 Uhr Christian Preuss-Neudorf unterstreicht, dass der Verband eine große Außenwirkung entfalte. Zur Zeit habe man zudem eine Führung im Börsenverein von hoher Qualität, es wäre schade, wenn der detailliert ausgearbeitete Vorschlag abgelehnt würde. "Wir müssen dafür sorgen, dass heute ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept abgestimmt wird." Man sollte nicht aus Kleinlichkeit dem Widersprechen. 11.20 Uhr Karl-Peter Winters: "Herr Dähne, was Sie vorschlagen, heißt nichts anderes, als einen betriebswirtschaftlichen Kompromiss zu machen, den wir nicht kalkulieren können." "Wir haben in unserem Verband qualifizierte Mitarbeiter. Wir erwarten von ihnen, dass sie einen erstklassigen Job machen. Dann müssen sie auch die dafür nötigen Arbeitsbedingungen vorfinden. Solche Zustände, wie sie im Hirschgraben sind, werden sie in keinem unserer Mitgliedsunternehmen finden." Daher bittet Winters: "Stimmen Sie diesem Konzept zu." 11 Uhr 15 Jürgen Horbach gibt Dähne recht, dass Urheberrecht und andere branchenpolitische Debatten durch den Umzug nicht gelöst werden. "Aber das steht auch nicht zur Debatte." Jedoch müsse heute eine Entscheidung in der Immoblilienfrage getroffen werden. Ein Vorstand könne es sich auch sehr einfach machen, nur kurzfristig denken. "Wir sind aber verpflichtet, langfristig zu denken. Kurzfristiges Denken möchte ich mir später nicht vorwerfen lassen. "Ihre Aussage, dass dem Verein Geld entzogen wird, ist schlichtweg falsch." 11.10 Uhr Helmut Dähne rechnet vor: Man wandele 1,5 bis 2 Mitgliedsbeträge in Stein und Mörtel um. Diese Umwandlung bringe für die Mitglieder nichts, Lösungen von Branchenproblemenn würde damit nicht gefunden. Nicht Preisbindung, nicht Urheberrecht nicht Strukturwandel. Die Mitglieder würden nicht vom Wertzuwachs profitieren, weil der Vorstand den Verein nicht liquidieren werde. Blieben nur noch die glücklichen Gesichter der Börsenvereinsmitarbeiter, die in neuen Büros arbeiteten. Der Preis dafür sei ein Entzug von Liquidität, die dringend für Kampagenen benötigt werden. Zudem würde nun der Standort Frankfurt zementiert. "Es gibt nur eins: Diesen Vorschlag rundweg abzulehnen und in Frankfurt nun die Sanierungsmaßnahmen durchzuführen." "Kehret um, spricht der Herr". 11.05 Uhr Karl-Peter Winters möchte neben den betriebswirtschaftlichen Fakten noch darauf hinweisen, dass "die Konstellation einmalig ist". Der Verkaufserlös der Gebäude verbleibe der Börsenvereinsgruppe und müsste nicht versteuert werden, stünde also in voller Höhe zur Verfügung. Außerdem stellt die Stadt Frankfurt das Grundstück zu den gleichen Erbpachtkonditionen zur Verfügung wie jetzt den Hirschgraben. Die Erbpacht bleibe also so billig wie bisher. "Die Brauchbachstraße ist eine Einmaligkeit, eine Chance, die wir nutzen müssen, selbst wenn der Verband schrumpft." 11.00 Uhr Jürgen Horbach betont nochmals, dass die Braubachstraße das flexibelste Modell sei, bei dem sich auch Teilflächen untervermieten ließen, falls die Börsenvereinsgruppe diese nicht mehr benötigen würde. 10.59 Uhr Uwe Fischer von der AUB sagt: "Ich habe Bauchschmerzen, wenn gekauft wird". Man wisse im Moment nicht, wie es für den Börsenverein und den Buchhandel weitergehe. "Mir fällt die Entscheidung nicht leicht." Mit dem Haus des Buches sei schon einmal eine Kalkulation aufgestellt worden, die so nicht aufgegangen sei. 10.54 Uhr Karl-Udo Wrede fragt, was es mit den unterschriftsreifen Verträgen auf sich hat. Joß weißt darauf hin, dass diese in einem Stadium seien, dass man direkt zum Notar gehen könne. Sie seinen so, dass es tatächlich zum Abschluss kommen könne. 10.53 Uhr Manfred Beltz-Rübelmann findet, dass die Braubachstraße eine "optimale Möglichkeit" ist, die gewählt werden sollte. Er sage dies auch in seiner Funktion als ehemaliger Schatzmeister. Der Kauf sei Vermögens- und Substanzbildungen, Mieten sei Wertverlust und Kosten. Er könne dies nur uneingeschränkt empfehlen. 10.50 Uhr Verleger Rainer Nitzsche wundert sich darüber, dass die Diskussion so abstrakt bleibt. Er würde gerne mehr Informationen über die Immobilie in der Brauchbachstraße erhalten. Stephan Joß sagt: "Wir wissen noch nicht im Detail, wie jeder Wasserhahn aussehen wird". Dennoch habe man schon konkrete Pläne erstellen lassen können. Die vorhandenen Gebäude würden entkernt und neu wieder aufgebaut. Es würden normale, moderne, durchschnittliche Büroflächen sein, inklusive Flächen, wo sich Versammlungen abhalten ließen. Man habe sich das genau angeschaut. 10.44 Uhr Die Aussprache hat begonnen. Eine Frage aus den Reihen der Mitglieder zielt auf die Synergie-Effekte durch die Zusammenführung der Gruppe an einem Standort ab – und ob sie in die Berechnung eingeflossen seien. Laut Horbach ist hier eine einmalige Summe von 400 000 Euro in die Berechnungen eingeflossen – etwa für EDV-Bündelungen oder Heizkosteneinsparungen. 10.39 Uhr Die gesamten liquiden Mittel der Börsenvereinsgruppe belaufen sich laut Horbach auf 15,9 Millionen Euro. Die Altlast Haus des Buches in Leipzig werde 2009 "erledigt sein", so der Schatzmeister. Horbach macht noch einmal deutlich, dass die Finanzen so solide seien, dass die Immobilienentscheidung "sicher keine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge nach sich ziehen" werde. Werde wider Erwartung doch eine Erhöhung fällig, dann liege der Grund dafür in der Abwärtsentwicklung der Mitgliederzahlen. Akut gebe es jedoch keinerlei Handlungsbedarf. 10.32 Uhr Schatzmeister Jürgen Horbach geht vor der Aussprache noch einmal auf die finanzielle Situation des Börsenvereins ein (ohne Wirtschaftstöchter) und erläutert die Budgets für 2008 und 2009. Das laufende Jahr schließt mit einem Überschuss von 98.000 Euro, 2009 ist ein Überschuss von 92.000 Euro veranschlagt. Zur Zeit würden sich die Raumkosten auf 556.000 Euro belaufen. Dieser Betrag werde sich durch die Braubachstraße um 20.000 Euro erhöhen – und sei im Vergleich zum Gesamtbudgets relativ gering. 10.30 Uhr Joß erinnert daran, dass im Internet unter www.boersenverein.de viele Informationen rund um das Projekt nachzulesen seien. Und daran, dass in den Berechnungen auch die Umzugskosten und die Ausstattung der neuen Arbeitsplätze enthalten seien. 10.26 Uhr Weitere Vorteile der Braubachstraße laut Joß: Die Wertsteigerung, die das Gelände im Herzen der Stadt in den nächsten Jahren erfahren dürfte – und die Synergie-Effekte durch das Zusammenführen der gesamten Börsenvereinsgruppe an einem Standort. Für die Lösung Braubachstraße müsste der Börsenverein ein Darlehen von 5,8 Millionen Euro aufnehmen (real case), bei einem Zinssatz von 4,8 Prozent (Laufzeit: 20 Jahre). 10.20 Uhr Joß präsentiert der Hauptversammlung zwei Szenarien: Einen "real case" und einen "worst case". Letzterer geht von einer außerplanmäßigen Steigerung von 20 Prozent bei den Baukosten aus. Würden Großer Hirschgraben und Töngesgasse in den nächsten Jahren auf einen mittleren Bürostandard gebracht, müssten 13,5 Millionen Euro investiert werden, rechnet Joß vor. Für die gesamte Börsenvereinsgruppe würde dann eine Mehrbelastung von 780 000 Euro pro Jahr enstehen. Beim Modell Braubachstraße liegt die Belastung dagegen bei 300.000 Euro im schlechtesten Fall, bei 115 000 Euro im "real case". Davon hätte der Börsenvrein 55.000 beziehungsweise 20.000 Euro pro Jahr zu schultern. "Das alles geht ohne Beitragserhöhung für die Mitglieder", so Joß, der noch einmal deutlich macht, dass der Bau-Ausschuss "sehr konservativ gerechnet" habe. Die Kosten für einen Neubau im Schwedler-Carré liegen deutlich höher als beim Modell Braubachstraße. 10.18 Uhr Denkbar sei beispielsweise in der Braubachstraße der Verkauf oder die Vermietung einzelner Gebäudeteile, weil der Börsenverein in der Zukunft nicht mehr soviel Platz benötige. Alle Berechnungen für die Braubachstraße gingen von der Prämisse aus, nach 20 Jahren Belastungsfreiheit für den Verband zu erreichen. Eingerechnet sei auch eine Rücklage von einem Prozent der Baukosten für künftige Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen auf dem neuen Gelände. 10.15 Uhr Hinzu komme, dass auch die Anmietung von Flächen dem Verband keine besondere Flexibilität biete, da günstige Mietverträge oft langfristig geschlossen werden müssten. Das Gelände in der Braubachstraße biete deutlich mehr Möglichkeiten, das Raumangebot auch an künftige Bedürfnisse des Börsenvereins anzupassen. 10.12. Uhr Nach einem Verkauf der beiden vorhandenen Liegenschaften seien die Erlöse (rund 16 Millionen Euro) bei der Mietvariante nach etwa 15 - 18 Jahren aufgezehrt, danach würden Kosten von rund 1,3 Millionen Euro pro Jahr auf die Börsenvereinsgruppe zukommen. 10.11 Uhr Stephan Joß, Vorsitzender des Bau-Ausschusses, erläutert jetzt noch einmal die Berechnungen des ehrenamtlichen Gremiums. Die Alternativen seien noch einmal gründlich durchgerechnet worden – zum einen das Projekt in der Braubachstraße, zum anderen aber auch einen möglichen Neubau im Schwedler-Carré im Frankfurter Ostend und, wie von der Hauptversammlung in Berlin gefordert, eine Mietvariante. 10.07 Uhr Der Vorsteher machte noch einmal deutlich, dass es bei der Entscheidung auch um die Zukunftsfähigkeit des Verbands gehe: "Wir sind gezwungen, jetzt zu handeln, um die Arbeitsfähigkeit der Börsenvereinsgruppe zu sichern". Die sanierungsreifen Liegenschaften im Großen Hirschgraben und in der Töngesgasse seien "in der Substanz bedroht". Und das Angebot der Stadt Frankfurt, das Erbbaurecht im Großen Hirschgraben gegen eine Erbpacht in der Töngesgasse zu tauschen, sei "ein kurzes Zeitfenster lang offen". Honnefelder erinnerte daran, dass alle Mitglieder eine Verantwortung für die Zukunft des Verbands und nachfolgende Generationen tragen würden. 10.05 Uhr Honnefelder erinnert noch einmal an den Beschluss der Hauptversammlung im Juni, bei der beschlossen wurde, die Lösung Braubachstraße mit erster Priorität bis zu einer entscheidungsreifen Basis voranzutreiben – und den endgültigen Beschluss auf der Frankfurter Buchmesse zu treffen. Die Mitglieder hätten damit die entscheidenden Weichen für die Immobilienfrage gestellt, so Honnefelder. In den vergangenen Monaten habe man die Verhandlungen so weit geführt, dass verbindliche Zusagen der Partner wie der Stadt Frankfurt vorliegen würden, so Honnefelder. Bau-Ausschuss, Haushalts-Ausschuss, Aufsichtsrat der BBG-Holding, Vorstand und Länderrat hätten sich im September eindeutig für die Braubachstraße ausgesprochen, erläuterte der Honnefelder: "Alle genannten Gremien schlagen sie heute zur Entscheidung vor". 10 Uhr Vorsteher Gottfried Honnefelder eröffnet die Hauptversammlung, bei der es vor allem um die Immobiliensituation, aber auch um das Thema Konzernwahlrecht und die Aufnahme von ausländischen Unternehmen in den Verband geht.