Die Antwort der Pressevertreterin blieb aus. Dafür gab es heute auf der Buchmesse viele weitere Fragen an Kiefer, der am Sonntag in der Paulskirche als erster bildender Künstler mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird.
Der Stiftungsrat hole damit etwas nach, was der Börsenverein von Anfang an im Friedenspreisstatut festgeschrieben, aber bislang nicht eingelöst habe nämlich nicht nur Persönlichkeiten aus Literatur und Wissenschaft, sondern auch aus der Kunst zu ehren, so Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder bei der traditionellen Pressekonferenz am Messefreitag.
Kiefer, schon vielfach ausgezeichnet, freut sich vor allem aus einem Grund über die Ehrung: "Wichtige gesellschaftliche Kräfte wie der Börsenverein meinen, dass die Kunst wichtig ist im Leben - und für den Frieden". Die Widersprüche in der Gesellschaft widerzuspiegeln, in seinem Werk auszutragen das ist für Kiefer sein persönlicher Beitrag zum Frieden. Und: "Frieden ist ein Schwebezustand: Man muss ihn immer wieder neu erschaffen".
Was wird Kiefer am Sonntag in seiner Dankesrede sagen? Das hätten viele gern gewusst. Honnefelder verriet nur so viel: "Die Rede belegt den berühmten Satz: Künstler sind auch Schriftsteller".
Anselm Kiefer jedenfalls schreibt täglich, reflektiert dabei über seine Arbeiten, macht Bücher zu einem Bestandteil seines Werks. Und wollte zunächst auch Schriftsteller werden. Mit neun Jahren hat er sein erstes Buch geschrieben, wie er in Frankfurt erzählte: Geschichten, illustriert mit Wasserfarben. Noch heute sei er "manchmal neidisch" auf die Dichter, gestand Kiefer: "Sie brauchen nur einen Stift, um ihr Werk zu tun". Warum hat er sich dann für die Kunst entschieden? "Weil man im Leben immer nur eine Sache machen kann".