Auf dem Podium diskutieren Gaby Marx, Betriebsberaterin, Andrea Nunne, Bücher & Co. (Hamburg-Winterhude), Monika Trapp, Bücherhaus Jansen (Rüsselsheim) und Bernd Weidmann, Verlag und Auslieferung die Werkstatt.
Wer heute zum Buchhändler um die Ecke geht, kauft heute beim Filialisten oder im Internet. Ist der unabhängige Buchhandel in der Lage beim Strukturwandel mitzuhalten?
Frau Nunne hat sich die Reader selbst verständlich angesehen. "Es ist schon spannend, wird hier aber viel zu hoch gekocht", sagt Nunne. Es wird eine wichtige Ergänzung sein und wir werden es auch auch führen, sagt sie. Monika Trapp hält die Geräte für "eiskalt". Sie vermißt die Sinnlichkeit, die das Lesen im Buch mit sich bringt. Trapp will sich nach ihren Kunden richten. Trapp erinnert an die Diskussion um die Anfänge der CD-ROM. 20 Prozent der Bücher sollten in wenigen Jahren auf CD-ROMs vorliegen, eingetreten sind diese Prognosen nicht.
Marx empfiehlt jedem Buchhändler beim Thema E-Book mitzumachen. Wenn der Kunde nicht zugreift, könne man immer noch zurückfahren.
Weidmann: Wo sollte der Sinn darin liegen, dass kleine Auslieferungen das Geschäft mitmachen. Als Verleger wartet Weidmann noch ab; hat die Prozesse aber schon umgestellt. Weidmann ist bei Amazon Search inside a Book und libreka! dabei.
Ob das Thema nur gehypt oder ein tatsächliches Thema sei, wisse zur Zeit keiner zu sagen, so Weidmann. Als Geschäftsmodell kann Weidmann sich E-Books im Moment nur für bestimmte Verlagstypen vorstellen. Einen größeren Einbruch im Printbereich erwartet er vorerst nicht.
Können Sie sich vorstellen, im Laden Regalfläche für Lesegeräte freizuräumen und auch Beratungskompetenz aufbauen? Andrea Nunne: "Viel Platz brauchen wir dafür wohl nicht. Und bevor wir die Lesegeräte anbieten, müssen erstmal die Inhalte da sein. Kompetenz werden wir sicher zeigen und auch die Reader da haben". Für Monika Trapp ist der Kompetenzausweis ebenfalls selbstverständlich.
Beim Thema Rationalisierung sind die Potenziale sicher noch nicht ausgeschöpft: "Von Thalia-Filialen bekommen wir tatsächlich immer noch sehr viele handgeschriebene Bestellungen", sagt etwa Weidmann. Der Buchhandel spielt den Ball zurück:
"Die Verlage forcieren mit ihren Aktionen und Valuta und Zahlungszielen wenig rationelle Bestellwege", sagt Nunne. Für Trapp fängt Rationalisierung viel früher ein, nämlich beim Besuch der Vertreter. "Wir sollten vorher genau überlegen, wen wir wann empfangen", sagt sie. Ein weiterer Punkt ist für Trapp die Zusammenstellung des Sortiments. Ein wichtiges Rationalisierungsmittel hier sind für sie die Warengruppenpakete der Barsortimente, die sie für Bereiche nutzt, in denen sie wenig Kompetenz hat.
Gaby Marx widerspricht: "Warengruppenpakete sind höchstens zum Aufbau von Kompetenz in einem Bereich nützlich", sagt sie. Viel wesentlicher sei, über den Tellerrand hinauszusehen. "Pakete bilden immer nur Standard ab", warnt sie.
Wie bleiben Kontakte angesichts der Warengruppenpakete im Kontakt mit dem Handel?
Die Filialisten gehen neue Wege, beobachtet Weidmann. "Die Einkaufskompetenz wird in der Zentrale konzentriert" weiß er. Für uns ist dieses Vorgehen kein Nachteil.
Ein weiterer Themenkomplex ist der Internetauftritt des unabhängigen Buchhandels. "Internet ist ein muss", sagt Marx. Für den inhabergeführen Buchhandel sei der Internetauftritt ein zweites Schaufenster. Der Inhaber sollte deshalb laut Marx auch zu sehen sein, die Atmosphäre im Vordergrund stehen. Das Bücherhaus Jansen erfülle diese Kriterien, sagt Jansen. Zehn Bestellungen pro Tag generiert Monika Trapp über das Internet, nach Hause schicken lasse sich kaum jemand die Bücher, sagt sie.
Der Begriff Stammkunde habe sich zwar geändert, sagt Nunne, man müsse sie heute immer wieder neu gewinnen. Für Gaby Marx sind Stammkunden Kunden, die einmal pro Woche in den Laden kommen. Das gelinge nur mit immer neuen Angeboten, ständig wechselnden Angeboten und Thementischen.
Fazit Gaby Marx: "Ganz viele Buchhandlungen werden vom Markt verschwinden und das ist auch gut so. Viele andere zwischen 100 und 300 Quadratmeter große Buchhandlungen werden aber durchaus Bestand haben."