Jugendbuch

Gewinner des Deutschen Jugendliteraturpreises stehen fest

18. Oktober 2008
Redaktion Börsenblatt
Auf der Frankfurter Buchmesse ist gestern der Deutsche Jugendliteraturpreis in vier Sparten verliehen worden. Den Sonderpreis in Höhe von 10.000 Euro für das Gesamtwerk eines Übersetzers erhielt Gabriele Haefs.
Haefs, die seit der Übersetzung von Jostein Gaarders »Sofies Welt« Bekanntheit erlangte, hat mehr als 200 Kinder- und Jugendbücher aus dem Norwegischen, Dänischen, Schwedischen und sogar aus dem Gälischen übertragen. »Es ist mit ein Verdienst von Haefs, dass die norwegische Literatur in Deutschland so präsent ist«, sagte Laudator Andreas Bode. »Virtuos geht sie mit den unterschiedlichsten Erzählstimmen, Dialogformen und narrativen Strukturen um und verweigert sich jeglicher Verniedlichung und Simplifikation«, würdigte er ihre Leistungen. "Wir leben von den Übersetzungen", betonte Buchmesse-Direktor Juergen Boos, "sie sind das Rückgrat der Messe." Er stimmte der Vorsitzenden des Arbeitskreises für Jugendliteratur, Regina Pantos, zu: "Wir müssen etwas für die Übersetzer tun." Pantos hatte zuvor die prekäre exitenzielle Situation der Übersetzer angesprochen: "Übersetzer verdienen oft kaum mehr als 1000 Euro im Monat und sind finanziell daher ähnlich wie ein Hartz IV-Empfänger gestellt." Die Kritikerjury hat aus der Jahresproduktion 2007 folgende Titel gekürt: Das beste Buch in der Bilderbuchsparte: Jacob und Wilhelm Grimm, Susanne Janssen: "Hänsel und Gretel", Hinstorff "Bildgewaltig, archaisch und kühl greift Janssen die psychologischen Aspekte des Grimmschen Textguts auf und transportiert es fulminant ins Heute", urteilte die Kritikerjury. Das beste Kinderbuch: Paula Fox: "Ein Bild von Ivan", Boje "Ein großer poetischer Entwurf, der Kindheit zart in Worte gießt und behutsam zu trösten versteht." Das beste Jugendbuch: Meg Rosoff: "was wäre wenn", Carlsen "Das grandios entworfene Spiel mit den Identitäten, das egomane Kreisen um das eigene Ich wird von der Autorin mit sprachlich sprühendem Witz und Tempo, mit philosophisch verquast-verspieltem Humor und mit jugendlichem Mega-Drive in einen verrückten Adoleszenzroman gegossen." Das beste Sachbuch: Andreas Veiel: "Der Kick", DVA "Das Sachbuch überzeugt in seiner aufklärerischen Intention, durch seine profunde Information und seine pointiert gearbeitete Konzeption. Als bestes Buch des vergangenen Jahres wählte die Jugendjury Marie-Aude Murails Roman Simpel" (Fischer Schatzinsel), der vom Umgang mit Behinderten erzählt. "Aufgrund des quirlig-spritzigen Stils vermittelt Murail zunächst den Eindruck bester Unterhaltungsliteratur. Doch schnell wird hier klar, dass hier Gesellschaftskritik auf hohem Niveau geboten wird", urteilten die Jugendlichen, die in sechs über Deutschland verteilten Leseclubs vertreten sind. Durch die mehrstündige Zeremonie der Preisverleihung führte in diesem Jahr "Quergelesen"-Moderator Marc Langebeck mit spürbarer Leichtigkeit. Die Preisstifterin, die Bundesjugendministerin Ursula von der Leyen, konnte nicht anwesend sein, sie wurde vertreten durch Staatssekretär Gerd Hoofe. "Lesen ist eine Schlüsselqualifikation", betonte Hoofe. "Erwachseneliteratur hat es oft leichter, wahrgenommen zu werden; deshalb ist der Staat gefordert zu unterstützen."