Mein letzter Messetag begann so wie jeder: mit der Fahrt auf das Gelände zum Parkplatz P3. Dort werde ich freundlich aber bestimmt genau dorthin gewunken, wo ich mein Fahrzeug abzustellen habe, in Reih und Glied zu den anderen Autos. Ich parke und stelle den Motor ab. Der Parkplatz-Wächter kommt an mein Auto und ruft mir durch die Scheibe zu, dass ich noch ein Stück vor fahren soll. Ordnung muss sein, denke ich mir und folge seiner Anweisung. Überlege aber auch, ob der Parkplatzwächter zuhause auch solch einen Ordnungszwang an den Tag legt oder ob das bei ihm vielleicht schon neurotische Züge sind.
Auf meinem Weg zur Halle 4 fällt mein Blick auf einen Imbiss-Stand, wo die Bratwürste bereits schön ordentlich aufgereiht auf ihre Verzehrung warten. Eventuell ahnen sie ja schon, was ihnen bevorsteht, oder sie wetten untereinander, in was für einem internationalen Magen sie wohl landen werden. Wer weiß, aber ich muss weiter, beschließe, sie später zu befragen.
Auf einer Rolltreppe sehe ich direkt vor mir ein kleines Mädchen, das in seinem eigens dafür vorgesehen, kleinen Tagebuch ihren Messebesuch geplant hat und ihre Besuche jetzt akribisch dokumentiert. Fein säuberlich steht zum Beispiel auf einer Seite in blauem Filzstift die Überschrift Gut Stände, darunter sind dann - natürlich mit einem dünneren und andersfarbigen Stift, Ordnung muss ja sein dieser und jener Stand. Bis jetzt sind es vier Stück. Wie viele werden es heute Abend wohl sein?! Ich wette, sie hat in der Schule in Ordnung eine 1, falls es dieses Fach überhaupt noch gibt.
Gegen Ende des Tages stehe ich wieder einmal vor der Halle 3, Zigarettenpause. Mein Blick fällt auf die Limousinen, die dort scheinbar mit einem Lineal ausgerichtet exakt nebeneinander stehen. Die Antennen zeigen voller Disziplin gen Himmel. Was soll mir das wohl wieder sagen? Aber auch hier wieder, eine mit viel Mühe geschaffene Ordnung, in all dem Gewusel, Gedränge und Wirrwarr. Schön, eine wahre Beruhigung fürs Auge. Ich mag Autos zwar nicht besonders, aber das gefällt mir dann doch.
Und was ist mit den ordentlich aufgereihten Büchern an den Ständen, werden Sie jetzt vielleicht fragen? Dazu dann nächstes Jahr mehr, wenn wieder Buchmesse ist, 2009. Vielleicht sehe ich dann ja auch das kleine Mädchen von der Rolltreppe wieder, die dann ja schon ein Routinier ist. Mal sehen, wie sie sich dann vorbereitet hat. Vielleicht mit einem Handy mit Datenbankfunktion und GPS für die Messe-Stände? Oder einem beschreibbaren E-Tage-Book? Oder doch wieder mir ihrem messeerprobten, herkömmlichen
Tagebuch.