Fußballer verleihen Kulturpreis in Nürnberg

Der Fußball-Oscar

3. November 2008
Redaktion Börsenblatt
Zum dritten Mal hat die Deutsche Akademie für Fußballkultur am vergangenen Freitag den Fußball-Kulturpreis® verliehen. Die Preisfigur MAX erinnert in Haltung und Statur zwar an ihren berühmten Amtskollegen OSCAR, hat ihren Namen aber von Max Morlock, einem der Helden von Bern. Angeführt von Sportstudio-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein gab sich in Nürnberg allerlei Prominenz ein entspanntes Stelldichein.
„Warum gibt man nicht einfach allen Spielern einen Ball? Dann müssen sich nicht alle um einen streiten.“ Die Zeiten, in denen in gewissen Kreisen derlei unoriginelle Vorschläge für eine witzige Äußerung in Sachen Fußball galten, sind in Deutschland lange passé. Zwar geistern noch hie und da Fußballbanausen durch die Literatur (und dürfen dies auch gerne weiter tun) – Fred Vargas’ Kommissar Adamsberg etwa, der freimütig gesteht, „diese Fußballsache nie verstanden zu haben“ – doch ist der Fußball inzwischen auch im Land der Dichter und Denker als wichtiger Bestandteil der Alltagskultur, als Integrationsfaktor und komplexes kulturelles und soziales Phänomen anerkannt. Anlass genug, im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft vor zwei Jahren in Nürnberg die Deutsche Akademie für Fußballkultur ins Leben zu rufen. In Nürnberg? In Nürnberg! Schließlich schlägt hier mit dem „kicker“ das Herz der deutschen Fußballpresse, ist die Stadt Heimat des 1. FCN und sorgen die „Clubberer“ für eine äußerst lebendige Fanszene. Nicht zu vergessen Peter Handke. Der widmete dem Club mit „Die Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27.1.1968“ gleich ein ganzes Gedicht. Welcher andere Verein kann sich schon damit brüsten? Für „außergewöhnliche Leistungen auf verschiedenen Feldern der Fußballkultur“ verleiht die Akademie nun seit 2006 alljährlich den Deutschen Fußball-Kulturpreis in fünf Kategorien – unter anderem an das beste Fußballbuch. Zum Gewinner der Saison August 2007 bis Juli 2008 kürte eine zwölfköpfige Jury unter dem Vorsitz von Fußballtrainer Hans Meyer den Reportageband „Ist doch ein geiler Verein“ (Werkstatt Verlag, Göttingen), in dem sich der Autor Christoph Ruf auf der Suche nach dem authentischen Fußball abseits der großen Arenen in die deutsche Fußballprovinz zwischen Bahlingen und Halle, Uerdingen und Bayreuth begibt. Am vergangenen Freitag nahm Christoph Ruf in der Nürnberger Tafelhalle seinen mit 5.000 Euro dotierten Preis entgegen. Den Fußball-Bildungspreis erhielt in diesem Jahr die 10. Klasse der Frankfurter Falkschule für ihr Geschichtsprojekt „Schlappeschneider – Schlappekicker“. Das Preisgeld, ebenfalls 5.000 Euro, stiftete der in Nürnberg ansässige Tessloff Verlag. Neben den genannten wurden auch das Fußball-Gesellschaftsspiel und der Fußballspruch des Jahres ausgezeichnet sowie der Walther-Bensemann-Preis an Bernd Trautmann, den legendären Torwart von Manchester City, für sein fußballerisches Lebenswerk verliehen. Die allen Geehrten überreichte Preisfigur MAX erinnert in Haltung und Statur zwar an ihren berühmten Amtskollegen Oscar, hat den Namen aber von Max Morlock, Club- und Nationalspieler der 40er- bis 60er-Jahre und einer der Helden von Bern. Beschwingte Musik, Prosecco, Bier und fränkische Köstlichkeiten sorgten für einen entspannten Ausklang der gelungenen Gala. Spätestens da konnten dann auch die in erschreckender Anzahl vertretenen grellen Krawatten mit Fußballmotiv gelockert werden.