Bankenkonferenz

Rendite solide – Risiko gering!

5. November 2008
Redaktion Börsenblatt
Der Landesverband Berlin-Brandenburg hatte zu seiner ersten Bankenkonferenz eingeladen und reagierte damit auf die Klagen von Mitgliedern, nach denen Kreditvergaben an Verlage und Buchhandlungen immer schwieriger werden. Der Zuspruch aus den Firmenkunden-Abteilungen Berliner Geldinstitute war reger als erwartet. Gleich sieben Banken schickten meist mehrere ihrer Finanzberater, um sich über die Chancen und Risiken beim Produzieren und Verkaufen von Büchern aus erster Hand informieren zu lassen.
Auskunft über die Wertschöpfungen wie über die wirtschaftliche Situation von Buchhandlungen, Publikums- und Wissenschaftsverlagen gaben Klaus Kämpfe-Burghardt (Patmos), Volker Schwarz (BWW), Wieland Giebel (Berlin Story) und Susanne Schüssler (Klaus Wagenbach). Die zu erwartende Rendite sei sicher nicht mit der Pharma-Industrie zu vergleichen, aber drei bis fünf Prozent wären heute bei Verlagen durchaus realistisch, hieß es übereinstimmend am Verlegertisch. Mit Büchern kann man also Geld verdienen und gerade Berlin erweist sich weiterhin als boomende Verlagsstadt. Die Insolvenzrate ist gering und damit auch das Risiko für Kreditgeber. Der Jahresumsatz der Berliner Verlage, so erläuterte Johanna Hahn vom Landesverband, komme auf 1,4 Milliarden Euro, der der Buchhandlungen auf 320 Millionen. Der Wert von Büchern werde also zu Unrecht unterschätzt, hatte auch Patmos-Verleger Kämpfe-Burghardt gleich zu Anfang den Bankern mit auf den Weg gegeben. Ihre Bewertungen sollten sich nicht skeptisch am abstrakten, viel zu niedrigen Ranking der Branche orientieren, sondern vielmehr an den konkreten Strategien und Geschäftsmodellen des Einzelunternehmens - an Stabilität und öffentlicher Wahrnehmung, Kreativität und Vernetzung, dem „Beziehungskapital“. Verlage und Buchhandlungen sind verlässliche Partner für die Banken, aber nicht alle ihre Werte lassen sich aus Bilanzen ablesen. Und gerade das macht es wohl den Banken auch nicht leicht, wenn es um die Bewilligung von Krediten geht. Denn nach welchen Indikatoren soll man da urteilen? Zudem liegen die Dinge bei Publikumsverlagen anders als bei der Wissenschaft oder gar bei Buchhandlungen. Lösungen sind nur durch sachkundige Analysen der einzelnen Konzepte zu finden, bekannte Wagenbach-Verlegerin Susanne Schüssler. Gerade kleinere, engagierte Buchhandlungen benötigten das aufs dringendste, appellierte sie an die Banker. Denn nur die Vielfalt im Sortiment sichere den Verlagen den Absatz ihrer Buchprogramme. Für Verlage ergibt sich zudem besonderer Finanzierungsbedarf. Während Unternehmen wie der Berliner Wissenschafts-Verlag auf Druckkostenzuschüsse setzen können, aber zunehmend in die Digitalisierung investieren müssen, haben Belletristikverlage wie Wagenbach ihre Programme lange vorzufinanzieren und in Stoßzeiten auch Liquiditätslöcher zu stopfen. Hier sind flexible und kreative Finanzierungsmodelle gefragt. Was erwarten also Verleger und Buchhändler von ihren Geldgebern? Wieland Giebel brachte es auf den Punkt: „Ich brauche gut vorbereitete Ansprechpartner in den Banken, die schnell entscheiden können.“ Man sei kein Bittsteller, sondern bezahle jede Dienstleistung mit hartem Geld. Ob nach solcher zweieinhalbstündigen Anhörung ein tieferes Verständnis für die Besonderheiten der Branche bei den Bankern gewachsen ist, darf vermutet werden. Zwischenfragen kamen nur spärlich auf. Dafür liefen aber die Gespräche danach ganz munter. Und es wurden viele Visitenkarten getauscht. Foto: (Bode) v.l. Wieland Giebel, Susanne Schüssler, Johanna Hahn, Klaus Kämpfe-Burghardt, Volker Schwarz