Interview

"Die Ferber`sche steht wieder auf!"

11. November 2008
Redaktion Börsenblatt
Wie gestern gemeldet, übernimmt der frühere Börsenvereins-Vorsteher Dieter Schormann zum 1. Dezember die Universitätsbuchhandlung Holderer in Gießen. boersenblatt.net hat mit dem 63-Jährigen über seine Pläne gesprochen.
Wie kam es zu Ihrem Entschluss, die Universitätsbuchhandlung Holderer zu übernehmen? Schormann: In der Giessener Buchhandelslandschaft klafft seit der Schließung der Ferber'schen Universitätsbuchhandlung vor drei Jahren immer noch eine emotionale Wunde. Als ich von den Verkaufsplänen der Inhaberin Bettina Dittus erfahren habe, war für mich klar, dass diese Traditionsbuchhandlung weitergeführt werden muss. Auch wenn Ihr Vertrag bei Thalia am 30. November wie vorgesehen ausläuft, sie betreiben noch das Antiquariat Dichtung und Kunst, eine Fachbuchhandlung auf dem Campus und den Verlag der Ferber´schen. Sie scheinen auch mit 63 Jahren immer noch nicht genug vom Buchhandel bekommen zu können. Schormann: Ich habe Bekannten und Freunden, mit denen ich ab und an Mittagessen gehe, von meinen Plänen erzählt. Und habe ganz konkret gefragt, was sie davon halten, wenn ich mit meinen 63 Jahren noch einmal eine Buchhandlung übernehme und ihnen von meinem Partnerschaftsmodell erzählt. Alle waren begeistert und wollten sich gerne beteiligen. Wie genau funktioniert das Partnerschaftsmodell? Schormann: Das Ganze läuft als GmbH. Ich übernehme den Buchhändlerischen Teil, ein Freund den kaufmännischen Bereich. Als es um den Kaufpreis ging, habe ich mir überlegt, dass eine Bank einem 63-Jährigen wohl nicht mehr so einfach ein Darlehen geben wird und mir ist die Idee gekommen, das Ganze über ein Darlehensmodell zu finanzieren. Die Giessener Bürger können sich mit einem festverzinsten Darlehen über 1.000 Euro beteiligen. Selbst mein Banker war überrascht, dass ich das so hinbekommen habe. Wie haben die Giessener Bürger auf die Nachricht reagiert? Schormann: Überwältigend. Vereinzelt ist auf Plakatwänden zu lesen: Die Ferber`sche steht wieder auf! Wie sehen Ihre Pläne für die Universitätsbuchhandlung Holderer aus? Schormann: Erst einmal will ich die Buchhandlung und den Kundenkreis, der ein ganz anderer ist, als der mit dem ich es bisher zu tun hatte, kennen lernen. Geplant sind vor allem Leseförderungsinitiativen, es soll eine Kinderakademie geben und Oma und Opa-Enkel-Aktionen. Als Großvater von drei Enkelsöhnen liegt mir das besonders am Herzen.