Etwa 2000 Bücher von rund 40 000 wurden bisher aufgefunden. Eine Dokumentation soll zur Rückgabe des Raubguts an die rechtmäßigen Besitzer oder deren Erben beitragen.
Erst in diesem Jahr war man in der ZLB auf das Zugangsbuch J gestoßen, in dem die Bücher der Juden aufgeführt sind, die die Berliner Stadtbibliothek auf eigenes Betreiben für ihre Bestände erworben hatte. Wie aktuelle Recherchen belegen, entstammen diese Bücher einer größeren Aufkaufaktion aus dem Jahre 1943. Verkäufer war die damalige Städtische Pfandleihanstalt, die die Bücher aus den Nachlässen deportierter jüdischer Familien gehortet hatte und dann weit unter Wert weiterreichte. Nach Kriegsende kamen weitere so genannte herrenlose Bestände dazu. Diese stammten zumeist aus nicht mehr existierenden NS-Organisationen, die ihrerseits systematisch Raubgut gesammelt hatten. Wir werden diese Vorgänge weiter erforschen und versuchen, die rechtmäßigen Eigentümer möglichst vieler Bücher festzustellen, bekräftigte Dr. Annette Gerlach, die Leiterin der Historischen Sammlungen der ZLB. Ein Teil der Bestände war übrigens 1987, also zu DDR-Zeiten, in den Bestand der Berliner Synagoge nach deren Sanierung und Wiedereröffnung zurückgegeben worden. Doch wie man heute weiß, war der Umfang des Raubgutes erheblich größer als erwartet. Dass wird uns jetzt bewusst und wir sehen das mit großer Scham, gesteht ZLB-Generaldirektorin Prof. Dr. Claudia Lux.
Nach ersten systematischen Recherchen konnten bisher rund 2000 Bücher dieses Ursprungs in den Depots ausfindig gemacht werden. Zwar sind alle im so genannten Zugangsbuch J erfasst, doch freilich nicht nach Zugang eingeordnet. Hinzu kommt, dass nur etwa 10 Prozent der 40 000 Folianten, Taschenbücher, Schulatlanten oder Reclamhefte ein Eigentümerzeichen tragen. Und davon wiederum sind nur die wenigsten identifizierbar. Dennoch die ZLB hat damit begonnen, die Recherche weiter voranzutreiben, um möglichst viele Namen der ursprünglichen Eigentümer oder deren Erben in einer Liste zu veröffentlichen. Und ein Buch der Ausstellung kann auch bereits an den heute in den USA lebenden Eigentümer zurückgegeben werden. Dieser war über einen Artikel im Magazin DER SPIEGEL aufmerksam geworden und hatte sich an die Bibliothek gewandt.
Die Suche nach diesen Raubbeständen hat nicht nur in den Berliner Bibliotheken ausgemacht spät begonnen. Vorreiter bei der Aufarbeitung war Ende der 90er Jahre die Bremer Universitätsbibliothek. Inzwischen folgten weitere Hochschulbibliotheken in Marburg und München. Auch die Berliner Staatsbibliothek und die Humboldt Universität haben erste Durchforschungen öffentlich gemacht und Bestände aus Raubgut zurückgegeben. Andere müssen erst damit beginnen. Die Ausstellung in der Berliner Zentral- und Landesbibliothek legt nicht mehr als einen ersten Zwischenstandsbericht vor.