In Ihrem Rundbrief an die LG Buch-Mitglieder schreiben Sie, dass die Leistungsgemeinschaft »nicht ohne zwingende Not in einer anderen Verbundgruppe aufgehen« wollte. Um welchen Verbund geht es und wie weit waren die Pläne?
Wörner: Erst einmal: wir sind schon eine sehr gut funktionierende Verbundgruppe. Dass wir Kooperationen suchen, die Angebote prüfen und und Verträge schließen, wenn sie für unsere Mitglieder von Vorteil sind, ist selbstverständlich. Die EK Servicegroup hat ein großes Interesse daran, Bücher mit in ihr Portfolio der Handelsware mitaufzunehmen. Und gerade für Konzernverlage scheint es interessant, diese Verbundgruppe zu beliefern, geht es hier doch auch um den Massenmarkt. Was ein Zusammengehen mit der EK anbelangt, hatten wir sehr ungenügende Entscheidungsgrundlagen, etwa keine verbindlichen Konditionenzusagen. Es war einfach nicht klar, was unsere Mitglieder bei der EK erwartet. Darüber hinaus gab es leider erhebliche Unterschiede in den Sichtweisen zwischen Aufsichtsrat und Rolf Sudendorf über die Eigenständigkeit der LG Buch. Das Scheitern von Branion hat schon gezeigt, dass es das Produkt Buch in seiner Vielfalt in größeren Handelsgenossenschaften nicht leicht hat. Natürlich sind wir froh, wenn Verlage der Holtzbrinck-Gruppe und auch Random House Partnerverlage werden - die Voraussetzung dafür ist nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand die Möglichkeit der Zentralregulierung. An der arbeiten wir, was nicht heißt, das wir die selber "machen", sondern dass wir nach Lösungen suchen, die - so hoffen wir - mit den Branchenlösungen kompatibel sind.
Sich an einen starken Verbundpartner wie EK Service anzulehnen, muss aber doch kein Fehler sein...
Wörner: Die EK ist sehr groß und scheint uns zur Zeit nicht so flexibel, wie wir es für unsere Mitglieder brauchen. Der Massenmarkt, von dem ich schon oben gesprochen habe, ist - ganz streng gesehen - nicht das, was unsere Mitglieder in allererster Linie auszeichnet. Ich muss wohl nicht noch einmal betonen, dass nach allen Handelsexperten der unahängige Einzelhandel eben nicht mit der selben Ware punkten sollte wie Discounter und Warenhäuser, sondern Individualität gerade auch im Sortiment zeigen sollte. Individualität und Professionalität schließen sich nicht aus. Das ist nun wirklich ein alter Hut. Bücher wären in dieser großen Handelsgenossenschaft nur ein Produkt unter vielen gewesen. Und wir hätten uns damit von einer gewachsenen Branchenstruktur wie der BAG weitgehend verabschiedet, was wir ohne Not nicht wollen. Auch die Zukunft unserer Marke Scala, die wir erarbeitet haben und die funktioniert, wäre ungewiß - unser Weihnachtspropekt hat eine Auflage von 2,5 Millionen Exemplaren, der der EK ca.500.000.
Lassen sich solche strategischen Fragen nicht im Konsens klären? Musste der Aufsichtsrat Sudendorf deshalb als geschäftsführenden Vorstand gleich abberufen?
Wörner: Wir haben keine andere Möglichkeit mehr gesehen. Wir haben uns für letzteres entschieden, weil uns die Antworten auf unsere zahlreichen Fragen nicht zufriedengestellt haben.
Wie geht es jetzt weiter bei der LG Buch?
Wörner: Zusammen mit unserem neuen geschäftsführenden Vorstand, Alfred Westermann, werden wir die Strukturen und Leistungen der LG Buch auf den Prüfstand stellen, neue Vorlagen erarbeiten und dabei, wie gesagt, auch intensiv über die Zentralregulierung der Rechnungen nachdenken, die von Verlagen immer wieder eingefordert wird. Solche Clearing-Services bietet ja nicht nur die EK an. Auch Banken sind in diesem Segment aktiv, und die BAG, mit der wir in der nächsten Woche ein Gespräch führen werden.