Moderiert von den E-Book-Spezialisten Hans Kreutzfeldt und Nina Kreutzfeldt (Kreutzfeldt Electronic Publishing), nahmen Ronald Schild (MVB), Frank Sambeth (Random House), Wolfgang Bertrams (Mayersche), Gerhard Blum (Sony BMG) und Mike Röttgen (Publishing Solutions) den Markt und seine Zukunftspotenziale unter die Lupe.
Zuvor hatte Gastgeber Stephan Schierke deutlich gemacht, dass auch die VVA selbst sich auf den Weg zu einem digitalen Komplettdienstleister macht. Für alle Phasen der Geschäftsprozesskette halte man Lösungen bereit: von der Konvertierung von Druckvorlagen in E-Books über die digitale Speicherung von Inhalten und die digitale Auslieferung bis hin zum Payment Providing.
Die Situation im E-Book-Markt, da waren sich alle geladenen Experten einig, hat sich deutlich verändert: Es gibt einen realen Markt, der Großhandelsumsatz mit E-Books hat in den USA im dritten Quartal 2008 13,9 Millionen Dollar (rund 11 Millionen Euro) erreicht. Nur ein Jahr nach Einführung des Kindle gilt Amazon im US-Geschäft mit E-Books als uneinholbar, so Ronald Schild. Drei positive Faktoren begünstigen nach Ansicht der Experten die Marktentwicklung: komfortable Geräte, eine ausreichende Zahl an Titeln und geeignete Vertriebswege.
Auch wenn es derzeit noch Anlaufschwierigkeiten gebe, werde es nur wenige Jahre dauern, bis sich E-Books auch im Buchhandel durchgesetzt haben werden. Gerhard Blum (Sony BMG), der in der Musikbranche erlebt hat, wie schnell traditionelle Medien abgelöst werden, rechnet damit, dass E-Books in zehn Jahren bereits eine Marktpenetration von 75 Prozent erreicht haben werden.
Frank Sambeth (Random House) sieht das E-Book ebenfalls auf dem Vormarsch. Erfolgsfaktoren seien unter anderem die Klärung der Formatfrage mit einer klaren Präferenz für den EPUB-Standard im Massenmarkt und ein sinnvolles Pricing. Angesichts hoher Investitionen und der Wertigkeit der vertriebenen Inhalte sollte man E-Books nicht billiger verkaufen als eine Hardcover-Ausgabe.
Wolfgang Bertrams, kaufmännischer Geschäftsführer der Mayerschen Buchhandlung, ist ebenfalls davon überzeugt, dass sich E-Books und E-Reader im Buchhandel durchsetzen werden. Zwar lägen die verkauften Stückzahlen des iLiad bisher nur im zweistelligen Bereich, doch wenn man den Umsatz auf die Verkaufsfläche umrechne, käme man doch zu einer respektablen Umsatzquote. Probleme hätten die Buchhändler mit dem Wert der Geräte. Man könne sie, so Bertrams, daher nicht so offen präsentieren wie Bücher und müsse sie gegen Diebstahl schützen.
Die Phantasie der Branche regte Gerhard Blum mit einem Ausflug ins Jahr 2018 an: eine Welt, in der digitaler Content auch das Buch verdrängt habe. Für Verleger und Buchhändler komme es darauf an, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die mit den bisherigen, auf Einzeltitel fixierten Vorstellungen, nicht mehr viel zu tun hätten nach dem Motto: buy all you can read.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden noch einige Probleme im gerade beginnenden E-Book-Geschäft angesprochen, die teilweise kontrovers behandelt wurden etwa das Thema DRM versus digitale Wasserzeichen; oder die Frage, ob die geplante Shopfunktion von libreka! wirklich notwendig sei (da gab es auch in Bensberg Gegenwind von einigen Branchenteilnehmern) - und schließlich die Preisbindung, die Gastgeber Stephan Schierke (VVA) in ihrem Bestand gefährdet sieht, wenn sie auf E-Books ausgedehnt würde.
Ganz wichtig aber sei es jetzt, so Hans Kreutzfeldt, auf die Qualität der Produktion zu achten. "Wenn man jetzt in der Anfangsphase mangelhafte E-Books produziert, könnte die Stimmung bei den Kunden sehr schnell kippen."
Der erste Tag der VVA-Tagung geht mit einem gastronomischen Ausflug in Köln (und anschließendem Absacker in der Hotelbar) zu Ende. Am Freitag steht unter anderem ein interaktiver Spaziergang durch die Kölner Altstadt auf dem Programm.