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Überraschung auf hanseatisch

2. Dezember 2008
Redaktion Börsenblatt
Wie Helmut Schmidt zum Stargast der Vorstellung seiner Biografie wurde.
Theo Sommer durchfährt ein Zucken. Reflexartig greift er nach dem Arm von Hartmut Soell, der neben ihm sitzt. Der ehemalige Herausgeber und Chefredakteur der "Zeit" und der Historiker sind soeben in das Gespräch über den zweiten Teil der jetzt erschienenen, unautorisierten Helmut-Schmidt-Biografie (DVA) eingestiegen – da verstummen sie abrupt. Gebannt starren sie zur Tür. Das Publikum in der Bibliothek des Hamburger Warburg-Hauses, den Eingang im Rücken, wundert sich. Sekundenlang passiert nichts. Da tritt Helmut Schmidt ein. Nickt kurz und setzt sich. Seine Botschaft ist klar: Bitte kein Aufheben! Einige der 40 Gäste stehen von ihren Sitzen auf, klatschen. „Wir haben gerade darüber gesprochen, wann Sie ins Bewusstsein der Deutschen getreten sind“, sagt Sommer, der sich langsam wieder fasst. Schmidt rückt sein Hörgerät zurecht, stützt das Kinn auf seine auf dem Gehstock verschränkten Hände. So verfolgt er mit unbewegter Mine das Gespräch über seine politischen Stationen von 1969 bis heute. Nimmt hin und wieder eine Prise Schnupftabak. Nach einer guten Stunde wechselt er noch ein paar Worte mit DVA-Verleger Thomas Rathnow, erweist seinem ehemaligen Mitarbeiter und Autor Soell mit einem Händedruck Referenz und bewegt sich zügig dem Ausgang zu. Stargast auf hanseatisch eben.