Kurioses in der Buchhandlung

5. Dezember 2008
Redaktion Börsenblatt
Wie verkauft man eigentlich in einer Buchhandlung am besten? Wodurch lassen sich Kunden zum Kauf beeinflussen? Dies sind sicher entscheidende Fragen für alle Buchhändler. Leider schießen wohl einige vollkommen am Ziel vorbei.
Bücher kaufe ich fast ausschließlich in Buchhandlungen und ich komme selten an einer Buchhandlung vorbei, ohne kurz (oder auch länger) reinzuschauen. Besonders haben es mir kleine, gemütliche Buchhandlungen mit kompetenten Buchhändlern angetan, die auch ein paar Minuten Zeit für ein Gespräch und eine Beratung finden. Erlebnisse in jüngster Zeit lassen mich jedoch zweifeln, ob einigen wirklich die Wünsche der Kunden klar sind. Einem Buchhändler ist es ja bekanntlich nicht möglich mit Preisen für Bücher zu werben. So fällt ein, in anderen Branchen, überaus wichtiges Kriterium für die Werbung weg. Nun muss sich der kreative Buchhändler von heute Gedanken machen. Manchem gelingt das sehr gut, wieder anderen jedoch gar nicht. Gerade zuletzt häuften sich meine Negativerfahrungen diesbezüglich leider stark. Ein Erlebnis hat mich jedoch noch nachhaltig „beeindruckt“ und so möchte ich es gern beschreiben. In den vergangenen Wochen hörte man häufig den Namen Elke Heidenreich. Viel wurde diskutiert und vielleicht kann ja auch in Buchhandlungen mit diesem Namen Aufmerksamkeit erregt werden. Tatsächlich versuchen es einige Buchhandlungen und prinzipiell scheint das keine schlechte Idee zu sein, lassen sich doch Kunden häufig durch aktuelle Themen locken. Ausgenommen sind davon natürlich die Kunden, die sich durch die Diskussionen und die Absetzung der Sendung abschrecken lassen und nun an der Qualität der Bücher zweifeln. Bedenklich wird es, wenn eine Buchhandlung einen ganzen Tisch mit Thrillern aufstellt und ein großes Schild darauf hinweist: „Empfohlen von Elke Heidenreich in der Sendung „Lesen!““ Die lockende Wirkung schien bei mir auch nicht auszubleiben, aber das ganz sicher nicht aus dem erhofften Grund. Nachdem ich mir alle Buchtitel angesehen hatte, konnte ich feststellen, dass Elke Heidenreich noch keinen dieser Titel empfohlen hatte. Auf meine Nachfrage nach diesen Büchern bekam ich die Antwort, dass sie aber wahrhaftig in der letzten Woche in Elke Heidenreichs Sendung vorgestellt worden seien. Sollte ich lachen oder weinen? Zu dieser Zeit stand schon fest, dass es keine weiteren Folgen der Sendung - zumindest im ZDF - geben wird und auch die letzte Sendung lag schon eine ganze Weile in der Vergangenheit zurück. Trotz all meiner Bedenken und Zweifel, die ich auch ganz offen bekundete, ließ sich die so genannte Buchhändlerin nicht von mir überzeugen. Sie empfahl mir im Gegenzug, mich noch mal im Internet zu informieren. Der äußerst informative Vorschlag der Buchhändlerin ließ mich natürlich nicht los und brachte mich schlussendlich dazu, wirklich Recherchen zu betreiben. Sicher lag es nur an meinen mangelnden Kenntnissen des Internets, dass meine Suche erfolglos blieb. Meines Erachtens kann solche „Werbung“ nur kontraproduktiv sein, denn diejenigen, die die Sendung „Lesen!“ kennen, werden auch in etwa einen Überblick über die vorgestellten Buchtitel haben. Vielleicht sollen aber auf diese Weise diejenigen angesprochen werden, die sich sonst Bücher nur als Dekorationsstücke hinstellen. Sicher kann diese Käufergruppe mit einem von Frau Heidenreich empfohlenen Buch sehr gut den eigenen erlesenen Buchgeschmack hervorheben. Mein Fazit: Es gibt Buchhandlungen, die betritt man immer wieder liebend gern. Es gibt aber auch solche, bei denen ein Besuch schon einer zu viel war.