E-Books

"Die Investitionen in 17 Jahren wieder eingepielt"

5. Dezember 2008
Redaktion Börsenblatt
Die Herstellung von E-Books birgt kalkulatorische Risiken, die noch nicht absehbar sind. Das ist eine der Botschaften der E-Book-Konferenz vom 4. Dezember im Münchner Literaturhaus.
Unter dem Titel "E-Books – Start in den Massenmarkt? Technologien, Trends und Geschäftsmodelle" hatte die Akademie des Deutschen Buchhandel ins Münchner Literaturhaus am Salvatorplatz eingeladen. Wie zu erwarten war der große Saal brechend voll, über 150 Teilnehmer wollten wissen, wie es auf diesem doch neuen Pfad weitergehen wird. Johannes Mohn, bei Bertelsmann Executive Vice President Corporate Media Technology, gab die Richtung vor: Am E-Book führt kein Weg vorbei. Mohn führte zwar Verkaufszahlen von Downloads und E-Books aus den USA an, aber welche wirklichen Gewinnchancen sich dadurch für den europäischen Markt ergeben, ließ sich nicht ablesen. Bei Mohns Ausführungen stand eine große Angst im Raum: Die Verlage müssen in Sachen E-Book rechtzeitig agieren, sonst könnte vielleicht doch noch ein ähnliches Desaster wie bei der Downloadpiraterie in der Musikbranche eintreten. Mohn skizzierte ein Verbaucherszenario, das auch Anne Stirnweis, bei Amazon verantwortlich für Business Development Digital Media, unterstrich: E-Books verdrängten nicht das herkömmliche Buch vom Markt, sondern seien als Ergänzung anzusehen. So könne ein User Bücher auf Reisen oder Vorabdrucke von Neuerscheinungen am elektronischen Gerät lesen, aber sich dann doch für das Hardcover als haptischen Genuss entscheiden. "Unsere Erfahrungen bei Amazon zeigen, dass E-Book-Benutzer auch Buchkäufer sind", so Stirnweis. Mike Röttgen, verantwortlich für Management Consultant Publishing Solutions bei Arvato Systems, riet den Verlagen eindringlich, die Hoheit über digitale Dateien zu behalten und nicht an die Druckereien abzugeben. Für den zukünftigen Workflow im Bereich E-Book sei dies unerlässlich. Werner Christian Guggemos, Geschäftsführer von Ciando, brachte die Herausforderung für Verlage bei E-Publishing auf vier Kernpunkte: Datenformate, Kopierschutz, Preisfindung und Urheberrecht. Das Problem des Urheberrechts sah Ronald Schild, Geschäftsführer der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels, nicht so problematisch: Buchinhalte seien sowohl in Print wie in digitaler Form gleich zu betrachten. libreka! sei als Geschäftsmodell und mit seiner Vermittlungsfunktion für den Verkauf digitaler Inhalte ein wichtiger Partner für die nahe Zukunft. Einigermaßen ernüchternd fiel der Vortrag von Ralf Müller aus, Geschäftsführer bei Droemer Knaur. Er rechnete die Investitionen und die möglichen Umsätze im E-Book-Bereich vor und kam dann zu folgendem Schluss: "Falls sich die Umsätze hier in nächster Zeit vertausendfachen sollten, dann wird Droemer Knaur seine bislang geleisteten Investitionen in siebzehn Jahren eingespielt haben." Verlagsübergreifende Gemeinschaften Für mittlere und kleinere Verlage lohne sich daher der Einstieg in das E-Publishing nur dann, wenn man verlagsübergeifende Gemeinschaften bilde. So lässt sich abschließend sagen, dass die E-Book-Konferenz der Akademie des Deutschen Buchhandels viele neue Impulse gegeben hat, Verlage aber weiterhin genau kalkulieren und Strategien entwickeln müssen, um in diesem Bereich erfolgreich zu sein.