Marco W.

8. Dezember 2008
Redaktion Börsenblatt
Ist Marcos Geschichte wirklich eine dieser „vielen schönen Geschichten“, die es laut Verlag gilt „für die Kinder erreichbar zu machen“? Wird dem „unschätzbaren Wert“ der „kindlichen Seele“ wirklich Rechnung getragen wenn aus dem Sexualleben einer 13 Jährigen berichtet wird?
Vielleicht sollte der Hamburger Kinderbuchverlag sich lieber an die 13 jährigen Mädchen wenden. Ihnen sagen, wie man sich gegen Übergriffe schützt. Oder ihnen die Vorstellung nahe bringen, dass man mit 13 noch 13 sein kann. 16 Jahre alt werden sie schon früh genug. Hilfestellungen für Kinder prägen doch auch sonst das Verlagsprogramm. Für uns Außenstehende ist es unklar ob die 13jährige Britin nun Opfer eines Missbrauchs oder ein Opfer falscher Vorstellungen wurde. Ebenso unklar ist auch die wirkliche Rolle von Marco Weiss. Ist er Täter, Opfer oder beides? Ist ihm in irgendeiner Form Unrecht wiederfahren, so sollte er dies auch Kund tun. So er denn will auch in Form eines Buches. Doch sollte man dafür als Verlag, mit welchem Programm auch immer, nicht abwarten wie die Frage nach seiner möglichen Täterschaft beantwortet wird? Ist man wirklich machtlos dagegen das in Deutschland von Anfang an Partei ergriffen wurde und muss diese Bewegung weiter füttern? Großer Hunger scheint bei den Lesern zu mindestens vorhanden. Streiten sich die Erinnerungen von Marco W. doch mit denen von Helmut Schmidt und Barack Obama um die vorderen Plätze auf der Bestellerliste. Mit dem Absatz scheint also alles in Ordnung zu sein. Kann man das auch von Moral und Rechtsempfinden behaupten? Gebührt einem Angeklagten während eines laufenden Verfahrens die unkommentierte Bühne zur Selbstdarstellung in Form eines Buches?