Peter Meier, studierter Journalist und Kulturwissenschaftler, wurde am 1. März 1977, nach einigen Jahren Arbeit in der Redaktion, Chefredakteur des Leipziger Börsenblatts und blieb es bis zur Wende. Meier verstand es, nach der Übernahme dieser Verantwortung in kurzer Zeit eine intelligente junge Mannschaft aufzubauen und mit ihr das altehrwürdige Blatt vom angehäuften Staub der Tradition, von Erfolgsberichten und Randproblemen frei zu machen.
Mit seinem Aufbau-Werk sollte er bald an Grenzen stoßen, an grundsätzliche. Das Wort Kompromiss gab es nicht in seinem Wortschatz, das machte ihm vieles schwerer. Vor der Wende und danach erst recht. Als brillanter Journalist und Theoretiker war er für seine zahlreichen Chefs alles andere als einfach. Häufig in der Kritik stehend, oft zwischen allen Stühlen sitzend, baute er sich ein Schutzschild nach innen und außen. Das schützte ihn, isolierte ihn aber auch. Dank seiner Brillanz als Journalist konnte er zwar seine oft wackelnde Position immer wieder behaupten, aber leicht hatte er es nicht.
Die Wende traf ihn schwer. Weniger politisch als menschlich. Die Übernahme des Börsenblatts durch die Frankfurter Konkurrenz konnte er nicht als logischen Schritt einer Entwicklung empfinden, sondern wertete sie als persönliche Niederlage. Das ließ ihn selbst helfend gereichte Hände zurückstoßen.
Als ihm der damalige Chefredakteur des Börsenblatts, Hanns Lothar Schütz, in das Frankfurter Redaktionskollegium holen wollte, lehnte er ab. Andere Angebote auch. Er konnte wohl nicht anders. Dass man ihn fachlich schätzte, glaubte er nicht. Mitleid vertrug er nicht. Vor allem deshalb sollte er es schwer haben in der Nachwendebranche.
Zuletzt nahm er eine Arbeit als unterbezahlter Herausgeber und Redakteur des »Schkeuditzer Boten« an. Ein Amtsblatt. Selbstständig war er zwar, aber inhaltlich weit unterfordert. Trotzdem klagte er nie.