Kopierschutz bei E-Books

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Mit dem Aufkommen von E-Books als Massenphänomen stellt sich dem Buchsektor eine Frage, mit der sich andere Medien schon seit langem plagen. Wie schützen wir digitale Produkte davor, in Tauschbörsen zu landen und hemmungslos kopiert zu werden?
Restriktive Kopierschutzsysteme, also Systeme, die die Vervielfältigung der zu schützenden Information technisch verhindern sollten, funktionieren nicht. Sie haben noch nie funktioniert. Nicht bei CDs, nicht bei DVDs, Nicht bei Blu-Ray. Es dauerte bisher nie sehr lange, bis die "gerippten" Daten in den entsprechenden Tauschbörsen auftauchten. Es gibt keine Gründe, anzunehmen, dass dies bei E-Books nennenswert anders funktionieren wird. Im Grunde sind E-Books sogar aufgrund ihres weit geringeren Datenvolumens noch wesentlich gefährdeter, illegal kopiert zu werden, weil die Übertragung übers Netz viel schneller geht.

Eine schwerwiegende Folge der Kopierschutzbestrebungen der Musik- und Filmindustrie ist, dass ehrliche Kunden sich oft als Gegner behandelt vorkommen, weil allzu gründliche Kopierschutzmaßnahmen den Käufer bei der Benutzung seines Produkts behindern. Wenn Kunden wahrnehmen, dass die illegalen Kopien dem legalen Original überlegen sind, was sie oft genug sind, hat der Hersteller im Grunde schon verloren. Heute kopieren harmlose, ehrliche Filmliebhaber ihre DVDs mit illegaler Software und entfernen den Kopierschutz, weil ihr Abspielgerät sonst nicht damit zurechtkäme. Das sorgt für eine gesellschaftliche Akzeptanz illegaler Kopien, die weit gefährlicher ist als die ein oder andere Raubkopie.

Auch wenn seit Kurzem ein restriktiver Kopierschutz angeboten wird, den Ronald Schild sehr kritisch betrachtet, verfolgt Libreka an sich einen Mittelweg. Digitale Wasserzeichen, wie sie bei Libreka bevorzugt zum Einsatz kommen, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Die Benutzung der Datei wird durch das Wasserzeichen zunächst nicht behindert. Wasserzeichen sind natürlich – wie alle anderen Maßnahmen auch – technisch zu entfernen und verhindern die Kopie an sich nicht, sollen aber ein Gefühl der Angst bei demjenigen auslösen, der seine Datei weitergibt. Das ist wiederum keine gute Idee, zumal wenn man sie mit so markigen Worten begleitet, wie das Herr Skipis getan hat. Ein ängstlicher Kunde kauft nicht. Zumal, wenn er eine (illegale) Version bekommen könnte, die garantiert keine Informationen über ihn beinhaltet.

Warum ist es dann für den ehrlichen Kunden überhaupt ein Problem, ein Buch mit Wasserzeichen zu haben? Soll er halt nicht Raubkopieren! Dass man Bücher in privatem Rahmen herleiht, ist gängige Praxis und auch in Ordnung. Bei digitalen Büchern führt das herleihen zwangsläufig zu einer Kopie. Anders ist das Buch ja gar nicht zu bewegen. Wer dabei nicht sicher sein kann, was über ihn in der Datei steht und unter Umständen irgendwann im Netz landet, ist erstens verunsichert und zweitens geneigt, das Wasserzeichen zu entfernen oder gleich von vornherein eine illegale Version zu verwenden, die entweder kein, oder doch jedenfalls nicht sein Wasserzeichen trägt.

Besser wäre es, den Namen des Käufers nur im Klartext ins Buch einzutragen und das auch an die Käufer zu vermitteln. Natürlich kann man diesen Hinweis noch ein Stück schneller und einfacher entfernen, aber die größte Zahl der Käufer würde wohl auch dies nicht bewerkstelligen. Richtig präsentiert könnte diese Namensnennung im Gegensatz zum unsichtbaren Wasserzeichen auch als ein digitales Exlibris begriffen werden.

So wird natürlich nicht verhindert, dass viele E-Books in Tauschbörsen landen werden. Dazu sind andere Maßnahmen aber auch nicht geeignet. Was eine derartige, dezente Erinnerung des Kunden an die Tatsache, dass dies sein persönliches Buch ist, erreichen kann, ist, dass er eine gewisse Schwelle wahrnimmt ohne sich gegängelt zu fühlen. Das, zusammen mit etwas moderateren Preisen, könnte dazu führen, dass die gewohnheitsmäßige Quelle für E-Books der Händler bleibt und der Nutzer nicht zur Tauschbörse abwandert. Kunden von einem „Laden“ abzuwerben, der kostenlos ist, wird kaum jemals gelingen, sei dieser Laden illegal oder nicht.