Kommentar zum Thema Urheberrecht

"Die digitale (Buch-)Welt braucht eine breite Kampagne zum Schutz geistigen Eigentums"

24. September 2009
Redaktion Börsenblatt
Die mediale Faszination, die von den Internet-Freibeutern auszugehen scheint, zwingt zur Auseinandersetzung. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler Graichen.
Während sich in Frankreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern Verleger über das von der französischen Nationalversammlung verabschiedete Gesetz gegen Raubkopierer (Loi Hadopi) freuen, wenden sich die deutschen Medien kurz vor der Wahl der Piratenpartei zu. Vergleiche zu den Grünen werden angestellt: Die hätten auch erst ein Schmuddel­image gehabt und sich dann zu einer etablierten politischen Kraft gemausert. Eine ähnliche Entwicklung könnte die Piratenpartei als Bewegung meist gut ausgebildeter, IT-affiner Digital Natives nehmen, lautet eine Hypothese. Ein bis zwei Prozent Stimmen werden den Befürwortern des bedingungslosen Open Access bei den Wahlen zum Bundestag zugetraut.

Die mediale Faszination, die von den Internet-Freibeutern auszugehen scheint, zwingt zur Auseinandersetzung. Das französische Gesetz über Internetsperren ist ein wichtiger Schritt, um das hemmungslose Raubkopieren einzudämmen und für Abschreckung zu sorgen. Doch mit Sanktionen und verschärften Gesetzen allein ist es nicht getan, wie das Thema Gewaltprävention zeigt: Es muss sich in den Köpfen etwas verändern, damit nicht bereitwillig jeder Download-Button angeklickt wird, der den User im Netz anlächelt. Die digitale (Buch-)Welt braucht eine breite Kampagne zum Schutz geistigen Eigentums, die das Bewusstsein für den Wert kreativer Leistungen stärkt, und zugleich viel Fantasie für neue Geschäftsmodelle, die den Piratensumpf austrocknen.