Regional boomt
Wie bereits im Börsenblatt dargestellt, haben die Deutschen ein Faible für Regionalliteratur. Dies konnte man auch am Poetenfest-Programm ablesen, da die Veranstalter sich dazu entschlossen hatten, neben einem allgemeinen Krimi-Abend dem Franken-Krimi einen eigenen Rahmen für Lesung und Gespräch zu geben. Ist es aber sinnvoll, den lokal angesiedelten Krimis den Stempel regional aufzudrücken? Mit dieser Frage warf Dirk Kruse einen berechtigten Denkanstoß in die Podiumsrunde. Das Argument wurde durch den Leiter der Diskussionsrunde bestärkt, der Regionalkrimis als Deckmantel für minderwertiges Geschreibsel bezeichnete, das anderweitig nicht absetzbar wäre. Dem aber entgegenzusetzen wäre beispielsweise der anerkannte Schriftsteller Frank Schätzing, der den Regionalkrimi als Sprungbrett für seine späteren Werke benutzt hat. Dies bringt sowieso die leidige Frage nach guter oder schlechter Literatur ins Spiel, die an dieser Stelle die Buchwissenschaftler lieber dem Leser überlassen, der selbst am besten in der Lage ist, die für ihn passende Literatur selbstständig auszusuchen. Ununmstritten sind aber die hohen Verkaufszahlen der Regionalkrimis sowie die überregionale Verbreitung – bestes Beispiel dafür sind die Taschenbuchrechte eines Teils der Franken-Krimis von ars vivendi, die von Piper aufgekauft wurden. Letzten Endes unterscheiden sich Regionalkrimis nicht von „normalen Krimis“, sondern zeichnen sich durch eine stärkere Betonung der Schauplätze und Lokalkolorit aus.
Eine Leiche hat bis jetzt glücklicherweise noch nicht zu steigenden Absatzzahlenin den fränkischen Buchhandlungen geführt. Diese Aufgabe übernimmt das Poetenfest, das den Besuchern neue Lese-Anregungen liefert. Womit das Erlanger Poetenfest seine Pflicht als Literaturfestival voll erfüllt hätte: Zum Lesen verführen und überregionale Trends in regionalen Buchhandlungen schaffen.