Wissenschaftliche Buchgesellschaft

Weltgeschichte in globaler Absicht

30. September 2009
von Börsenblatt
Rechtzeitig zum 60-jährigen Bestehen hat sich die Wissenschaftliche Buchgesellschaft ein editorisches Großprojekt geschenkt: die sechsbändige "WBG Weltgeschichte", deren Untertitel "Eine globale Geschichte von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert" das Konzept verrät. Gestern Abend wurden Band 1 und 2 in Frankfurt präsentiert.

Mit dem Historischen Museum am Römerberg hatte der Verlag einen geschichtsträchtigen Ort für den Anlass gewählt. Andreas Auth, Geschäftsführender Direktor der WBG, schilderte zunächst die Entstehung des Projekts. Innerhalb von sechs Jahren sei die neue Weltgeschichte entstanden, von einem hochkarätig besetzten Herausgeber-Gremium (Walter Demel, Johannes Fried, Ernst-Dieter Hehl, Albrecht Jockenhövel, Gustav Adolf Lehmann, Helwig Schmidt-Glintzer und Hans-Ulrich Thamer) konzipiert und von 80 Fachvertretern mit Unterstützung der Mainzer Akademie für Wissenschaften und Literatur realisiert. Innerhalb eines Kalenderjahrs werden alle sechs Bände vorliegen: Band 3 und 4 kommen im Frühjahr, Band 5 und 6 im Herbst 2010. Der Preis für Mitglieder liegt bei 249 Euro, im Buchhandel kostet die Edition 299 Euro (bei Vorauszahlung).

Helwig Schmidt-Glintzer, Sinologe und seit 1993 Direktor der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, erläuterte anschließend das Konzept der Weltgeschichte. Man habe versucht, eine globale Perspektive einzunehmen und die Vernetzung der Welt, wie es sie nicht erst heute gebe, darzustellen. Dass man dem subjektiven Standpunkt eines Europäers dabei nicht immer ganz entkommen könne, räumte Schmidt-Glintzer in der anschließenden Diskussion ein. Auch seine These, dass man Geschichte aus dem historischen Abstand nicht moralisch bewerten, sondern lediglich in ihren Wirkungen beschreiben könne, wurde von einigen Zuhörern in Frage gestellt.

Zum Konzept der "WBG Weltgeschichte" gehört für Schmidt-Glintzer auch, dass nicht nur facta bruta, sondern auch künstlerische und handwerkliche Leistungen, Mentalitäten und (religiöse) Weltdeutungen ihren Platz in den Artikeln einnehmen. Nur so ließe sich die Perspektive eines jeweils anderen Kulturraums beschreiben.

Albrecht Jockenhövel (Münster) und Gustav Adolf Lehmann (Göttingen) stellten anschließend die von ihnen betreuten Bände 1 (Grundlagen der globalen Welt. Vom Beginn bis 1200 v.Chr.) und 2 (Antike Welten und neue Reiche. 1200 v.Chr. bis 600 n.Chr.) vor. Schon bei diesem Parforceritt durch die beiden Bücher zeigten sich "lauter neue Blicke" (Schmidt-Glintzer) auf vermeintlich Altbekanntes. Die WBG Weltgeschichte basiert auf neuesten Erkenntnissen und konnte Quellen erschließen, die erst in den vergangenen Jahren bekannt wurden.