Internationaler Literaturpreis

Jackett wie Rock

1. Oktober 2009
von Börsenblatt
Was für ein Siegerpaar. Der Schriftsteller Daniel Alarcón und seine Übersetzerin Friederike Meltendorf machten die Verleihung des Internationalen Literaturpreises für den Roman »Lost City Radio« (Wagenbach) am gestrigen Abend im Haus der Kulturen der Welt am Ende doch noch zu einer gelungenen Premiere.

Der junge Alarcón, 1977 in Peru geboren, aufgewachsen in den USA, bewegte sich so souverän weltgewandt als bekäme er jeden Tag einen hochdotierten Literaturpreis und 25.000 Euro zugesprochen. Er dankte der Jury für das immense Lesepensum von rund 140 Romanen, sprach über literarische Einflüsse (Borges) und lobte seinen deutschen Verlag: Wagenbach. Seine Übersetzerin, kaum  älter, überzeugte das Publikum nicht allein durch Emotionalität und Lebendigkeit. Vom Glück des Übersetzens großer Literatur erzählte sie und dann flossen Freudentränen: "Ich bin gerade sehr nah am Wasser gebaut."

Bestechend war vor allem auch die mutige Farbkombination: ein violettes Kostüm und ein Haarreif mit einer zwischen grün und blau changierenden groß dimensionierten Stoffblüte, der ihr immer wieder vom Kopf zu rutschten drohte. Die Verbundenheit der beiden wurde in einem einfachen, schönen Bild verdeutlicht. Alarcón lüftete sein Jackett und zeigte auf das Innenfutter: lila. Ton in Ton also war das Paar auf die Bühne gekommen. Eine Stimmigkeit, wie sie wohl auch das Verhältnis von Autor und Übersetzerin beschreibt, von amerikanischem Original und deutschem Text  – später wunderbar von Anna Thalbach gelesen.

Die Hauptakteure retteten so schließlich einen Abend, der mit einem indisponierten Moderator Wilfried F. Schoeller und einem Laudator, dem Literaturwissenschaftler Ottmar Ette, der sich als Entertainer gab und viel zu lang, aber leider kaum konzis sprach, einen wenig günstigen Anfang genommen hatte.

Weitere Informationen und Bilder des Abends sehen Sie hier