Kommentar

Matthias Ulmer und sein Hybridpublikationstest

8. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Welche Kombination aus freien und bezahlten Inhalten profitabel sein könnte, kann nur von Fall zu Fall entschieden werden. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen.

Nicht nur aus Bibliothekskreisen kommt immer wieder die Forderung, den Zugang zu wissenschaftlichen Inhalten zu erleich­tern und vor allem Lehr­bücher in digitaler Form zur Verfügung zu stellen. EU-Medienkommissarin Viviane Reding wird nicht müde, dies zu wiederholen, und die Bibliotheken veranstalten inzwischen Workshops zum Ur­heberrechtsparagrafen 52 b, bei denen systematisch vorgeführt wird, wie man Lehrbücher scannt und in Leseterminals einspeist. Verlegern wird in diesem Zusammenhang häufig Zauderertum unterstellt. Und zugleich die Empfehlung gegeben, es doch einmal mit kostenlosen digitalen Angeboten zu versuchen. Die Studenten würden dann vielleicht sogar mehr Printausgaben kaufen als erwartet.

Ob kostenloser Content tatsächlich als Stimulans funktioniert, wie "Longtail"-Autor Chris Andersen es in seinem neuen Buch "Free – A Radical Price" vorschlägt, hat aber noch nie jemand ernsthaft geprüft. Matthias Ulmer, der auch in Bibliothekskreisen gut vernetzt ist, will der Sache nun mit einem Hybridpublikationstest auf den Grund gehen. Nach einem Jahr wird man wissen, ob kostenlos digital angebotene Lehrbücher den Absatz mindern, steigern – oder ob gar nichts passiert. Man wird allerdings nicht den Fehler machen dürfen und die Ergebnisse auf andere Publikationen übertragen wollen. Welche Kombination aus freien und bezahlten Inhalten profitabel sein könnte, kann nur von Fall zu Fall entschieden werden. Quod erit demonstrandum. Chris Andersen listet in seinem Buch allein 50 verschiedene "Free"-Modelle auf.

 

Ein Interview mit Matthias Ulmer lesen Sie im aktuellen Börsenblatt.