Das rüttelt sich

8. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Manchmal braucht man ja gute Nerven. Und einen langen Atem noch dazu. So wie meine junge Bekannte, die in Hanau ehrenamtlich ein Amateurtheaterfestival organisiert und dabei weißgott alle Hände voll zu tun hat. Zwischen klingelnden Telefonen, Eintrittskarten wünschenden Besuchern und einlaufenden Meldungen über unvorhersehbare technische Probleme behält sie mal wieder in bewundernswerter Weise ihre Ruhe und lässt mit einem nonchalanten „Das rüttelt sich“ ihre ganze jugendliche Zuversicht über das Gelingen des Projektes erkennen.
So ist das mit Vorgängen, die sich erst im Augenblick des Entstehens formieren, die unplanbar sind und derer man doch versucht, mit Planung Herr zu werden. Widersprüchlich ist oft das Neue, das Entstehende, wächst anarchisch hier- und dorthin, das Eine verbindet sich auf ungeahnte Weise mit dem Anderen, das Unbekannte mit dem Bekannten, neue Möglichkeiten  und neue Risiken entstehen. Es entzieht sich der bewussten Gestaltung und doch wäre es eine Todsünde, beobachtend am Rande zu stehen und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen. So war und ist das mit dem Internet und, warum sollte es hier anders sein, so ist es mit der Entwicklung des Marktes für eBooks.
 
In welch kleinen Kinderschuhen das eBook noch steckt, wurde mir mal wieder nach ein paar Recherche-Anrufen bei den gängigen Anbietern deutlich. Egal, ob es um die Konditionenfrage für den Buchhandel beim Download ging oder um das Angebot über einen Reader, der tatsächlich von einem Kunden bei uns im Buchladen nachgefragt wurde. Nahezu überall das gleiche Gefühl: Ich will etwas ganz ganz Außergewöhnliches. Entweder der, scheinbar einzige, kompetente Mitarbeiter ist gerade nicht verfügbar (auch die nächsten Tage nicht), oder die zuständige Kollegin muss erst mal Erkundigungen einholen. Ich scheine, ein Jahr nach dem großen  Hype zur Buchmesse 2008, so ziemlich der einzige Exot aus dem Sortiment zu sein, der hierzu etwas Konkretes wissen will.
 
Ich will hier weder über einzelne Anbieter klagen, noch über die Unübersichtlichkeit der Lage. Ich stelle nur die Lücke fest zwischen der kommunizierten und erkannten Bedeutung einer neuen technischen Entwicklung und dem konkreten Organisieren von Marktstrukturen. Es heißt halt, wie überall, dicke Bretter bohren, Geduld aufbringen. Aber auch: Am Ball bleiben und nicht abwarten. „Das rüttelt sich“, unter Garantie. Aber, wohin die Reise geht, das kann der Buchhandel weder dem Schicksal noch wenigen großen Playern überlassen, da heißt es anpacken und mitrütteln.