Ich sehe einen Kopf aus einem Altpapiercontainer ragen – ein Mann, der stampfend versucht, Kartons zu zerkleinern. Hat was von Weinernte. Ob ich während des Messestresses wohl Zeit für ein gemütliches Gläschen Wein finde?! Ein anderer Handwerker klettert in schwindelerregender Höhe an der Wand eines Standes und versucht irgendwelche Kabel anzubringen, hoffentlich geht das gut. Aber ich muss weiter. Im Vorbeigehen grüße ich das erste bekannte Gesicht im Comiczentrum, wo noch kein einziges Comic zu sehen ist. Überhaupt, fällt mir da auf: Bis jetzt sind an den Ständen oder an dem, was wohl mal Stände werden, fast keine Bücher zu sehen. Und das weniger als 24 Stunden vor der Eröffnung. Hm, eine Buchmesse so ganz ohne Bücher, das wär doch mal was. Überhaupt, die Begegnungen sind doch eh das Wichtigste an der
Messe, nicht die Bücher. Werde Herrn Boos den Vorschlag einer bücherlosen Buchmesse unterbreiten, für nächstes Jahr. Aber das erst nach dieser Messe, er ist im Moment wohl zu abgelenkt für solch revolutionären Vorschläge.
Komme an einem Werkzeugwägelchen vorbei aus dem Musik ertönt, bin fasziniert. Sowas will ich auch haben: einen Werkzeugkasten mit eingebautem MP3-Player, Klasse! Aber zum Glück haben das hier nicht alle Handwerker, sonst würde man ja hier wahnsinnig werden.
Die ersten chinesischen Aussteller gehen an mir vorbei, was sie wohl von all dem Chaos hier halten? Aber vielleicht sind sie ja aus ihrer Heimat ähnliches gewohnt. Kurz vor Olympia sah es dort nicht viel besser aus. Komme an einem Plakat mit dem Autor Ai Weiwei vorbei, direkt davor ein Haufen zerstückelter Kartons. Phonetisch passt das irgendwie: Ei wei, wer räumt das bis morgen wohl alles weg ...