Frankfurter Buchmesse

Lizenzmanager: Wie sich mit digitalen Inhalten Geld verdienen lässt

13. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Das International Rights Directors Meeting mag im Raum Illusion des Frankfurter Congress Centers stattfinden – um Täuschungsmanöver etwa, oder falsche Hoffnungen, geht es hierbei jedoch nie. Weit mehr als 300 Teilnehmer aus aller Welt hatten sich für die 23. Auflage der Konferenz angemeldet. Ihr Thema: »Hitting a Moving Target« ...

... was übersetzt so viel bedeutet wie: Ein Ziel zu treffen, das sich pausenlos bewegt. Lässt sich der Zustand, in dem sich die Branche derzeit befindet, besser beschreiben?

Geld mit digitalen Inhalten verdienen bislang nur wenige Verlage. Auf dem Podium konnten vier dieser Ausnahmeunternehmen heute Nachmittag ihre Erfolgsgeschichten erzählen – und zwei, die in puncto Vertrieb von E-Content derzeit überall im Rampenlicht stehen: Amazon und Google.

Für Amazon kam Madeline McIntosh, Director of Digital Text bei Amazon EU Digital, auf die Bühne, Google schickte Tom Turvey, den Director of Strategic Partnerships. Beide stoßen momentan in die gleiche Richtung vor, zeigte sich – wenn auch auf ganz verschiedenen Ebenen. Was sie verbindet: Beide brauchen Inhalte, agieren aber technologiegetrieben. Was sie trennt: Amazon tritt in erster Linie als Händler an, Google als (Wissens-)Ingenieur.

Neues war von ihnen heute nicht zu erfahren, stattdessen warben sie mit Nachdruck für ihre Geschäftsmodelle – den Blick gerichtet auf das große Ganze (McIntosch zum Beispiel brachte die Goldene Regel mit: Verärgere niemand, der für deine Bücher bezahlen möchte.) Informationen zu Abrechnungsmodalitäten oder Lizenzregeln etc. sparten sie aus; als es dazu Fragen aus dem Publikum gab, wurde nur abgewunken – IRDM-Moderator Evan Schnittman (Oxford University Press) schirmte McIntosh und Turvey gut ab. Gewundert hat sich darüber: niemand.

Annette Beetz (Geschäftsführerin Gräfe und Unzer, München) trommelte ebenfalls – allerdings für den Vertriebskanal Apple AppStore (Inhalte für iPhone / iPod); der Shop sei eine ideale Spielwiese, um sich in die digitale Welt vorzutasten. Mit dem seit März erhältlichen “Cookbook“ habe sie beste Erfahrungen gemacht (ca. 6.000 Downloads bis heute, zu je 2,39 Euro). Ihren Kollegen riet sie, auf das kostenlose Einstellen von Inhalten verzichten. Über diesen Weg Marketing zu betreiben sei schön und gut, meinte sie – aber gar nicht nötig. „Die Nutzer sind bereit, für mobilen Content zu zahlen.“

Auf einem ganz anderem Feld ist Thomas Steng (Geschäftsführer Tessloff, Nürnberg) unterwegs. Er sprach über die Chancen der Diversifikation. Tessloff hat in den vergangenen Jahren aus der Buchserie „Was-ist-Was“ eine Produktwelt entwickelt (DVDs, Spiele, Globen, Hörbücher, Nintendo-Games, Online-Club etc.) – vertrieben wird international. „Es funktioniert“, sagt Seng. Ob er einzelne Produkte auch lizenziere? „Nein“, antwortete er ins Publikum. „Wenn wir sie selbst herstellen, ist die Marge größer.“ Seng bekam Applaus für seine Offenheit.

Kein Verlag, sondern eher Händler für E-Content mit einer (vergleichsweise) riesigen Community von ca. 800.000 Lesern, ist Shanda Literature Limite aus China. Aussagen des Chief Copyright Officer Zhou Hongli zufolge laufe alles bestens, abgesehen von der Piraterie. „Die Entwicklung ärgert uns sehr, aber wir können nicht viel tun“, so Hongli. Die Regierung habe das Problem zwar erkannt, doch bis Gesetze tatsächlich greifen könnten, würde es noch dauern...