Buchmesse

International Publishers Forum: Erfahrungsaustausch mit China

14. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Beim International Publishers Forum, veranstaltet vom chinesischen Organisationskomittee am heutigen Mittwoch lieferten die Top-Verlagsmanager aus Europa und China eine Standortbestimmung für die Branche. Das Ergebnis des Vergleichs zwischen den Welten lässt sich typisch asiatisch zusammenfassen: Same, but different.

Springer-CEO Derk Hannk erklärte, wo für ihn die Reise hingeht: Ab 2012 wird die Springer Publishing Group ihre STM-Titel nur noch als E-Books zur Verfügung stellen. Gedruckte Bücher wird es nur noch als Serviceleistung auf Anforderung geben. »Print wird nicht verschwinden«, sagte Hannk, »aber wird werden uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren – und das ist der Handel mit Content.« Wichtig seien künftig funktionierende Geschäftsmodelle, technische Hürden, die derzeitig noch existieren, seien mittelfristig lösbar. Zudem setzt Hannk weiter auf Open Access-Modelle (siehe »Springer Open Choice«); es gebe bereits eine Kooperation mit Tsinghua University Press beim »Nano Journal«.

Großes Interesse am Geschäft mit China verkündete auch Hachette Livre-Präsident Arnaud Nourry beim Forum. Die Lagardère-Tochter wächst in erster Linie aufgrund des internationalen Engagement, wobei die Devise lautet: Nicht in Länder, sondern in Sprachen investieren. Neben Französisch, Englisch und Spanisch ist aufgrund des wachsenden Bedarfs logischerweise auch Chinesisch in den Fokus der Hachette-Manager gerückt. Wichtiger Schritt: Am morgigen Donnerstag soll eine Partnerschaft mit der Jiangsu Phoenix Publishing & Media Group verkündet werden, einem der größten chinesischen Verlagshäuser. Elsevier hat schon vor 25 Jahren das erste Büro in China eröffnet. CEO Erik Engstrom erklärte, dass zehn Prozent des Elsevier-Contents aus chinesischen Artikel bestünden.

Wie die westlichen Verlage sind gerade die traditionellen chinesischen Verlagshäuser auf der Suche nach funktionierenden Geschäftsmodellen. Eine Herausforderung, der man sich mit Hilfe internationaler Partner stellen will, betonte Chen Xin, Präsident von Shanghai Century Publishing. Denn in den vergangenen Jahren ist die chinesische Verlagsindustrie nach offiziellen Angaben zwar um jährlich fast 16 Prozent gewachsen, allerdings glauben die Verleger schon das Ende der Fahnenstange zu erkennen – es sei denn, man investiert ins digitale Geschäft. Li Pengyi, Vizechef der großen China Publishing Group, meint langsam zudem die Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren, erkennt darin aber nur die Chance, sich neu und besser zu positionieren. Die Chancen seien gerade bei den digitalen Medien vorhanden: Mitte des Jahre habe es in China 338 Millionen Internetuser gegeben und 700 Millionen Handynutzer.

Gottfried Honnefelder schilderte den chinesischen Kollegen drei Themen, mit denen sich der Börsenverein im digitalen Zeitalter international positioniert: Urheberrechte und Google, Libreka! und Buchmesse. Der Schutz des Urheberrechte rückt gerade in Zusammenhang mit digitalen Geschäftsmodellen auch für chinesische Verlage stärker in den Vordergrund.