Was haben Google und China gemeinsam? Gottfried Honnefelder kennt die Antwort: "Bei beiden geht es um die Freiheit des Wortes", sagte der Börsenvereinsvorsteher auf der Pressekonferenz, bei der der PEN seinen Writers in Prison-Bericht vorlegte. Google nehme den Verlegern etwas weg, um ein Monopol zu errichten – Content-Lieferanten könnten nicht mehr frei darüber entscheiden, wer ihre Inhalte lesen dürfe. Und in China dürfe man eine kritische Stimme gar nicht erst erheben. Beides seien "vollkommen verrückte Zustände, die nicht sein dürfen, gegen die wir uns wehren müssen". Der im deutschen Exil lebende Autor Zhou Qing ist dagegen froh, wenn nur Urheber- und nicht Menschenrechte missachtet werden: "Ich habe mein Buch sofort online gestellt, begrüße jede Raubkopie – und somit die Verbreitung von Information." Zhou Qing hat ein Buch über Lebensmittelskandale in China verfasst und fürchtet seither um sein Leben.
Das Gastland China stand demgemäß im Fokus der PEN-Veranstaltung. "Bei allem Respekt vor dem Land können wir nicht hinnehmen, was in China geschieht", sagte PEN-Vizepräsident Dirk Sager und forderte die sofortige Freilassung aller Schriftsteller und Journalisten, die in chinesischen Gefängnissen einsitzen, allen voran der Schriftsteller Liu Xiaobo. Ihm wird wie berichtet die "Verbreitung von Gerüchten und Diffamierung der Regierung" vorgeworfen. Der PEN hat im Jahr 2008 und im ersten Halbjahr 2009 zwölf Schriftsteller und Journalisten gezählt, die in China wegen ihrer Arbeit zu Gefängnis und Arbeitslager verurteilt worden sind, insgesamt sind es nach Kenntnis des PEN 50.
Nach Ansicht des Autors Zhou Qing, den der PEN derzeit mit Hilfe eines Stipendiums unterstützt, könnte das Internet die Informationskontrolle und somit die Verfolgung noch erleichtern. 30.000 Zensoren sollen die chinesische Netzwelt filtern. "Ein Netzpolizist schafft es von seinem Schreibtisch aus, 100.000 Dissidenten zu kontrollieren", sagte Zhou Qing. Sein Appell an die westliche Welt: "Verschaffen Sie uns Zugang zu Informationen!" Im Iran funktioniert der Informationsfluss trotz Kontrolle durch das Regime dagegen gut, erklärte der iranische Autor Amir Cheheltan auf der PEN-Konferenz. Wie die jüngsten Ereignisse gezeigt hätten, könne jeder iranische Jugendliche mit Handy zum Journalisten werden und Filme auf Youtube einstellen.
Im ersten Halbjahr 2009 ermittelte der PEN in 98 Staaten 644 Fälle von Verhaftungen, Angriffen und Morden. 22 Schriftsteller, Journalisten und Herausgeber wurden ermordet, sechs gelten als vermisst. Zudem ergingen 136 Urteile auf Gefängnisstrafen, 21 Personen wanderten ohne Gerichtsverfahren in Gefängnisse. In 72 Fällen ermittelt der PEN noch, in weiteren 193 Fällen wurde Anklage erhoben, die Urteile stehen hier noch aus. Demgegenüber stehen 24 Entlassungen.