"Ich finde das Buch gar nicht so autobiografisch", sagte Schmidt. Weil sich die Hauptdarstellerin nach den ersten 30 Seiten sehr von ihr entfernt habe. "Ich konnte mich natürlich auf meine eigenen Erfahrungen stützen, aber das macht glaube ich jeder Autor." Ihre Familie habe sie nicht danach gefragt, ob sie "Du stirbst nicht" machen dürfe. "Wenn ich das getan hätte, hätte ich das Buch nicht schreiben dürfen", so Schmidt. Eine erste Fassung hat sie vorab einer Freundin gemailt, "die sagte, es sei sehr gut lesbar - ich müsste nur die erste Seite zur letzten machen." Als Schmidt mit "Du stirbst nicht" begann, sei der therapeutische Prozess nach ihrer Hirnblutung schon abgeschlossen gewesen. Eigentlich habe sie ja zunächst gedacht, "darüber schreibst du nie", dann habe sie das Ereignis wieder angesprungen.
Kathrin Schmidt und ihr Verleger Helge Malchow hatten sich vergangenen Montag bei der Preisverkündung eher still gefreut. Malchow: "Ich bin nicht 100-prozentig überrascht worden, aber es hätte auch jemand anderes sein können. Innerlich habe ich Freudensprünge gemacht. Man kann nicht sagen, dass das Buch vom ersten Moment an der Liebling des Deutschen Buchhandels gewesen wäre, weil es an den Leser große Herausforderungen stellt. Wenn ein solches Buch den verdienten Preis bekommt, dann freut man sich noch viel mehr."
Kathrin Schmidt: "Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. In solchen Situationen stellt sich bei mir immer eine Art Todstellreflex ein. Vielleicht werde ich zu einer überschwenglichen Freude fähig sein, wenn das Ganze gesackt ist.
Der rührendste Moment des Gesprächs war sicher die Erinnerung Schmidts an den Besuch ihres Verlegers Malchow drei Monate nach ihrer Erkrankung. "Na, Kathrin, das nächste Buch machen wir auch wieder gemeinsam", habe er gesagt. "Ich war so euphorisiert von dem Satz - von da an ging es los, dass ich wirklich wieder wollte. Dafür bin ich ihm ziemlich dankbar", sagt die ansonsten sehr zurückhaltende Autorin, von der im Frühjar 2010 ein neuer Gedichtband erscheinen wird.
Malchow weißt noch einmal darauf hin, dass der deutsche Buchpreis jedes Buch zu einem großen Bestseller gemacht habe, "und das wird mit Sicherheit auch in diesem Fall passieren". Bis heute seien rund 80.000 Bestellungen zu "Du stirbst nicht" eingegangen.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Börsenblatt-Redakteur Holger Heimann.