Übersetzerpreise der Rowohlt-Stiftung

Das Chinesische kennt fantasievollere Flüche

17. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Wenn es stimmt, dass Romane Fenster zur Welt sind, dann ist die Arbeit des Übersetzers die eines Fensterputzers. „Window cleaner“ sagte Ulrich Blumenbach bei seiner Dankesrede zur Verleihung des Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preises. Blumenbach, der den mit 15000 Euro dotierten Preis vor allem für seine großartige Übertragung von David Forster Wallaces „Infinite Jest“ erhielt, war gebeten worden, sich im Hessischen Hof auf Englisch zu bedanken.

Das hat Tradition, denn nicht wenige der illustren Gäste kommen zu dem schönen festlichen Abend nunmehr seit 18 Jahren aus Amerika und England, einige haben mit dem großen alten Verleger und Namensgeber der Auszeichnung noch beieinander gesessen.


Nicht zufällig im Jahr, da China Ehrengast der Buchmesse ist, nahm Monika Motsch den mit 10000 Euro dotierten Jane Scatcherd-Preis für ihre Übersetzungen des chinesischen Autors Qian Zhongshu entgegen; Motsch sprach Deutsch. Chinesisch hätte kaum jemand verstanden. Schade, denn: „Im Vergleich zum Deutschen besitzt das Chinesische fantasievollere Flüche, subtilere Komplimente und Beleidigungen“, so die Übersetzerin. Den Paul Scheerbart-Preis und somit 5000 Euro erhielt Alissa Walser für ihre Übertragung der Gedichte Sylvia Plaths.