Sarkozy, Pirat ohne Furcht

14. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Doch, es gibt sie noch, die Politiker, die gänzlich ohne Furcht sind. Der Carla-Bruni-Gatte und französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy ist solch ein Exemplar. Denn schließlich hat er ganz furchtlos ein drakonisches Gesetz zur Verfolgung der Internet-Piraterie durchs französische Parlament gepeitscht. Wer  sich dreimal erwischen lässt beim illegalen Runterladen und Weitergeben von Inhalten aus dem Netz, dem wird der Stöpsel gezogen. Dann bleiben zur Kommunikation nur noch Trommeln und Rauchzeichen.
"Nun ja", werden Sie jetzt sagen, „Wieso ist das so unglaublich furchtlos?“ Und sie haben Recht mit Ihrer Frage. Die Antwort ist ganz einfach: Sarkozy hat sich mit diesem Gesetz in den Kreis der Hochgefährdeten begeben. Denn er ist bereits zum zweiten Mal als Urheberrechtsverletzer aufgeflogen. Wie das satirische Politikmagazin „Le Canard Enchainé“ und das Technikmagazin PC World France berichteten, hat der Präsident die unautorisierte Produktion von 400 DVDs veranlasst, auf denen eine schmeichelhafte 52-Minuten-Dokumentation zu sehen ist über den gegenwärtig großartigsten Ersten Mann der Grande Nation, mit dem schönen Titel „A visage découvert: Nicolas Sarkozy“.

„Mit unverhülltem Gesicht“ steht Monsieur Sarkozy nun tatsächlich in der Landschaft. Dabei schien die Sache doch so einfach. Bei einer Botschafterkonferenz sollte die DVD verteilt werden, und der Hersteller hatte auch brav 50 Exemplare geschickt. Benötigt wurden allerdings deutlich mehr.

„Was tun?“ hatte einst Lenin gefragt und damit die Entourage des Präsidenten inspiriert: Man produzierte nach, auf eigene Faust. Und so mutierten brave Bürokraten zu verwegenen Piraten. 400 Exemplare wurden nachproduziert, und sogar die Hüllen mit ihrer dem Präsidenten schmeichelnden Grafik wurden artig in entsprechender Stückzahl kopiert. Ob die Herrschaften sich bei ihrem Tun wenigstens mit Kopftuch und Säbel ihren enternden Berufskollegen angepasst haben, ist nicht bekannt.

Jetzt stehen Oberpirat Sarkozy schwere Zeiten ins Haus: Seine erste Missetat in Sachen Urheberrecht datiert aus dem Präsidentschaftswahlkampf, als er ein Lieder der Popgruppe MGTM ohne deren Zustimmung zu seiner Erkennungsmelodie machte. Jetzt  dieses. Als Innenminister griff Sarkozy gegen Übeltäter hart durch. Fragt sich, mit welch harter Hand er jetzt bei sich selbst durchgreifen wird.