Bachelor-Studenten plaudern aus dem Nähkästchen

22. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Nach dem Bachelor den Master machen oder einen Beruf ergreifen?
Halbzeit hieß es in den Wintersemesterferien 2009 bei den ersten buchwissenschaftlichen Bachelor-Studenten an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Bisher hatten wir es überlebt! Unser Alltag bestand und besteht aus straffen Stundenplänen, Referaten, Hausarbeiten und Klausurmarathons sowie bei dem einen oder anderem aus Jobs zur Finanzierung der Bildungsmöglichkeit Studium. Nicht selten führte und führt dies zu Stress, finanziellen Schwierigkeiten und enormem Druck verbunden mit etwas schlechteren Noten als erhofft. Trotzdem beißen wir, die Generation Bachelor, als Versuchskaninchen des Bildungssystems die Zähne zusammen und wollen in die Branche einsteigen.

 

Probleme gibt es reichlich für unsere Zukunft. Denn wer bereits G8 oder 13 K bzw. 13 E mit 12 ½ Jahren Abitur am Gymnasium durchlaufen musste, weiß wovon hier die Rede ist. Es betrifft den kommenden Bachelor-Abschluss. Dieser scheint bei den potentiellen Arbeitgebern noch nicht angekommen zu sein. Bestes Beispiel ist hier die Praktikumssuche: ‚Bitte stehen Sie während des Semesters in Vollzeit für durchschnittlich drei Monate, natürlich unentgeltlich und in äußerster Flexibilität zur Verfügung. Ach, und Sie sind ja sicher Magister-Student! Nein? Bachelor, aha! Was ist das für ein Abschluss? Oh, nur 6 Semester.’ In Wirklichkeit bedeutet dies für den Bachelor-Studenten: keine Kurse belegen, trotzdem brav die Semestergebühr zahlen und versuchen innerhalb der vorgegebenen Regelstudienzeit fertig zu werden, damit man noch vom Staat Bafög erhält. Wir lassen uns nicht abschrecken und versuchen dennoch auch mit beruflichen und finanziellen Schwierigkeiten fleißig Praktika zu absolvieren, denn in die Branche zu schnuppern heißt, sich Gedanken über die berufliche Zeit nach dem Bachelor zu machen. Auch jetzt nach einem halben Jahr sind wir bemüht unsere Punktekonten mit ECTS durch Modulkursen und Schlüsselqualifikationen zu füllen.

 

Allerdings wissen viele von uns immer noch nicht, wo sie überhaupt hinwollen oder was auf sie nach dem Bachelor-Abschluss zukommt – wenn er denn einmal in der Tasche ist. Welchen beruflichen Weg möchte man einschlagen? Freie Lektorin, Bibliothekar, selbstständiger Buchhändler oder Pressemitarbeiterin; die Stellen sind vielfältig. Verunsicherung und unzureichende berufliche Vorkenntnisse lassen uns zweifeln, ob eine qualifizierte (Aus-)Bildung in 6 Semestern zu schaffen ist. Vor kurzem meinte eine Magister-Kommilitonin: ‚Oh, toll ihr habt einen Plan, so dass ihr wisst, was man wann zu belegen hat.’ Tja, die Realität ist: Wir werden vor etlichen alten Magister-Hasen fertig werden und in die Wirtschaft entlassen oder machen unsere 10 Semester mit dem Master voll. Ausschlaggebend hierfür kann durchaus die Tatsache sein, dass im Bereich Nürnberg, Erlangen und Fürth die Buchbranche mäßig vertreten ist. Spärlich angesiedelte, oftmals kleine Verlage, einige Buchhandlungen und Antiquariate, wenige Bibliotheken und Stadtarchive haben bereits ihre feste Angestelltenzahl schon vor 2007 erreicht. Da heißt es für die angehenden Berufler: Man muss weit ins Land hinaus ziehen. Frankfurt, Leipzig, München oder Berlin sind die großen Ziele für den angehenden Buchwissenschaftler.

Doch die Lösung durch den Master verspricht eine qualitative Verbesserung für den Einstieg in die Branche zu werden. Wie wird dieser weiterführende Abschluss jedoch aussehen? Ein Einfachmaster mit beruflicher Praxis könnte den erhofften Einstieg in die Branche liefern. Der dauert glücklicherweise nur 2 Jahre. Es könnte sich ebenso gut um einen doch eher der Wissenschaft zugewandten Master handeln. Unklar ist dabei, ob nur eine zahlenmäßig begrenzte Zulassung erfolgt, ob Kommilitonen anderer Fakultäten mit besseren Endnoten teilnehmen dürfen und ob der Master nach beruflicher Erfahrung Jahre später noch belegbar ist.

Wir, die noch übrig gebliebenen etwa 50 ersten Bachelor, sind gespannt, wie es weiter geht. Der Blick in die nächste Zeit ist trotzdem positiv gestimmt. Wir werden versuchen unser Bestes zu geben, um erfolgreich das Studium in der Buchwissenschaft zu beenden und in der Branche mit unserem Können und Ideenreichtum zu überzeugen.