Ersetzen Blogs bald den klassischen Journalismus?

27. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Angebote wie Blogs und soziale Netzwerke sind bereits ein fester Bestandteil unserer Informationsbeschaffung. Was aber sind die Vor- bzw. Nachteile?
Spätestens durch das Web 2.0 und dessen Partizipationsmöglichkeiten für jedermann stieg die Zahl der Blogs rasant an. Heute sind diese fest in den Medienalltag integriert. Die persönliche Berichterstattung liefert dem Leser eine subjektive Darstellung zu einem Thema. Die Kommentarfunktion bietet Platz für Stellungnahmen anderer Leser oder aber auch für die eigene Beteiligung an der entstandenen Diskussion. Diese können zur Meinungsfindung beitragen, indem kritisch kommentiert wird und so Denkanstöße gegeben werden. 

Im Idealfall sind Blogger Experten auf ihrem Gebiet. Als Fachleute beschäftigen sie sich intensiver und längerfristig mit der Materie. Augenzeugen und persönlich Betroffene liefern zudem ganz andere Einblicke und Erfahrungen als Journalisten. Der Leser bekommt somit eine Innenansicht geboten.

Gerade aus Sicht der Blogger liefert dieses Angebot auch weitreichende Vorteile. Ohne Einstiegshürde kann ein potentiell breites Publikum erreicht werden. Das weite Spektrum an unterschiedlichen Nutzern macht die Diskussion so interessant und vielfältig, wie kaum ein anderes Medium sie zulässt. Hinzu kommen die ständige Aktualität und die zeitnahe Berichterstattung. Blogs sind nicht zwangsläufig an Erscheinungstermine gebunden. Somit kann stets auf aktuelle Geschehnisse Bezug genommen werden und die Diskussion läuft bereits, bevor die Fachpresse die Möglichkeit hat, in ihren Printausgaben darüber zu berichten.

Wird der klassische Journalismus damit überflüssig?

Auch die Zeitung kann durch die Bereitstellung der Inhalte auf den Homepages ebenso orts- und zeitunabhängig erreicht werden. Außerdem stellt die Fülle des Angebotes und die Menge der ungefilterten Informationen im Internet eine Gefahr dar, die nicht kontrollierbar ist.

Fundierte Fachpresse, gedruckt oder digital, liefert uns objektive, umfassend recherchierte und aufbereitete Informationen. Diese können durch die subjektive Berichterstattung von Bloggern nicht ersetzt werden. Da journalistische Beiträge innerhalb einer Zeitung oder Zeitschrift veröffentlicht werden, erlangen wir über den Wahrheitsgehalt der Meldungen mehr Sicherheit. Auf die Weitsichtigkeit des Journalismus kann also nicht verzichtet werden.

Damit zeigen sich die Grenzen und Chancen dieser beiden Informationsangebote ganz deutlich: persönliche, subjektive Meinung auf der einen und klassische, objektive Berichterstattung auf der anderen Seite. Eigeninitiative und Partizipationsmöglichkeit gegenüber der reinen Information. Kostenlose, schnelle und jederzeit erreichbare Informationen aus dem Netz gegenüber der mitunter teuren, wöchentlich/monatlich erscheinenden Printausgabe der Fachpresse.

Es ist also weder das eine, noch das andere das optimale Angebot. Im heutigen Mediengeschehen spielen beide Möglichkeiten eine wichtige Rolle. Klassischer Journalismus und Blogs müssen stets nebeneinander als Informationsquellen genutzt werden, um einen umfassenden Blick zu erlangen.

Damit zeigt sich die unerlässliche Pflicht des Konsumenten: Selbst aktiv werden, eine bewusste Auswahl angesichts der Fülle des Angebotes treffen, Informationen prüfen und sich trotz der schnellen Informationsmöglichkeit die Zeit nehmen, weiter zu lesen. Vor allem wird aber das Weiterdenken auch in Zukunft oberste Prämisse sein.