Kommentar

Kinderbuchverlage unter Generalverdacht

28. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt
Der Zeitpunkt Oktober war klug gewählt: Bei der Aufmerksamkeit für die Buchmesse und ihr Gastland China war der World-Wide-Fund-Schlagzeile "Tropenholz in Kinderbüchern" die mediale Beachtung sicher. Da war der Fakt, dass die meisten Bücher mit aufgespürten Fasern von Urwaldhölzern in China produziert wurden, eine Punktlandung. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck.
Mehr als 60 Prozent der Bücher waren zwar einwandfrei, dennoch stellt die öffentliche Watsche Kinderbuchverlage unter Generalverdacht. Der trifft sie empfindlicher als andere Produzenten, weil ein Kinderbuch neben der Vermeidung jeglichen Verdachts einer gesundheitlichen Gefährdung (keine giftigen Farben, spitzen Kanten usw.) auch höchsten ethischen Kriterien genügen muss. Dabei implementieren die Kinderbuchverlage seit 2006 den Gedanken ökologischer Verantwortung in ihre Herstellungsprozesse. In vielen Gesprächen mit den Verlegern wurde immer wieder klar – es ist ihnen alles andere als egal, wie sie produzieren.

So berechtigt die Forderung ist, Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft zu verwenden, so schwer ist es, Tropenholzanteile im Papier auszuschließen. Denn die meisten Kinderbuchverlage nutzen zertifizierte Frischfaser- wie auch Recyclingpapiere. Wurde Papier mit Tropenholz­anteil recycelt, bleiben die Fasern drin. Lange. Erst beim siebten Umwandlungsprozess sind sie so kurz, dass sie nicht mehr erfasst werden. So wird man auch in zehn Jahren sagen können: Tropenholz in Bilderbüchern. Die Wirklichkeit trifft es wieder nicht.