Häufig bevorzugen Kinder zunächst denjenigen Elternteil, bei dem sie sich näher und sicherer fühlen. Entscheidend ist auch, ob ein Vater über ein gegenstandsadäquates Vorlesekonzept verfügt, ob er sich Gedanken über die Auswahl und inhaltliche wie interaktive Qualität der Bücher gemacht hat und nicht nur irgendeinen Text zum Ruhigwerden des Kindes für die Nacht vorliest. Interessant: Auch wenn Elias bei einigen Vätern eine Ferne zum Buch und die Nutzung eines relativ engen Genrespektrums feststellte, kam es bei ihnen doch zu produktiven Vorleseprozessen. Damit, so folgert sie, müsse eine besonders elaborierte eigene Lesekompetenz und -praxis keine unabdingbare Voraussetzung für produktives Vorlesen sein.
Stärker als die Mütter wollen Väter Wissen vermitteln, sie reden länger auf das Kind ein, wollen auch eine Geschichte ohne größere Unterbrechungen und Abschweifungen vorlesen, wobei wichtige Momente der Kommunikationsanbahnung verschenkt werden, zumal Kinder Interaktivität beim Vorlesen sehr schätzen.
Insgesamt hat das väterliche Vorlesen aber einen fördernden Einfluss auf Gedächtnisfunktionen: "Positiv unterstützen Väter Prozesse der wahrnehmung, sprachlichen Encodierung und Speicherung von Informationen mit der häufigen Nutzung von Text-Bild-Korrespondenzen“, so Elias. Hemmend wirkt dabei, wenn Väter Prüfungssituationen entstehen lassen ("Na? Wie heißt das denn?").
In Hamburg wurde heute eine Studie vorgestellt, die nicht-vorlesende Väter nach den Gründen für ihre Lese-Abstinenz befragt. Die meisten Väter fanden Vorlesen für die frühkindliche Entwicklung zwar sehr wichtig, sahen diesen Teil der Erziehung jedoch als Aufgabe der Mutter an.