Wie kommt’s, dass Sie jetzt, gerade mal kurz pensioniert, ein Buch geschrieben haben?
Selbst wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, denn in der Regel ist der Ertrag beim Bücherschreiben geringer als der Aufwand. Es widerspricht also meistens dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit. Aber mein Verleger Alexander Fest meinte, ich hätte jahrelang als kaufmännischer Geschäftsführer bei Rowohlt belehrend eingegriffen und immer mit wirtschaftlichen Weisheiten genervt. Jetzt könnte ich doch mal alles schön locker flockig für den privaten Gebrauch aufschreiben. Wir haben dann herzlich gelacht, noch ein Bier getrunken und es als einen netten Spaß empfunden. Aber Alexander Fest war beharrlich – und jetzt ist das Buch da. Ungefähr ein halbes Jahr habe ich daran gearbeitet.
Und mit dem Honorar sind Sie nicht zufrieden?
Das Honorar spielte hier nun wirklich keine Rolle. Wer Bücher des Honorars wegen schreibt, braucht eine Menge Zuversicht. Im übrigen hätten mir meine früheren Kollegen natürlich viel Originalton Dähne entgegen gehalten. Wir haben uns daher mit schlichtem Standard begnügt. Und mir hat das Schreiben trotzdem viel Spaß gemacht.
Es sind schon unzählige Finanzratgeber erschienen. Haben Sie vorher eine Marktanalyse gemacht?
Nein. Ich glaube, für populäre Hintergrundinformation wie ich sie in meinem Buch auf aktuellem Stand vermittle, gibt es immer einen Markt. Vor allem in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise, deren Ursachen für viele Menschen kaum verständlich sind. Die Resonanz auf meinen Titel zeigt mir das sehr deutlich.
Sie sind in der Branche sehr bekannt. Kommt Ihnen das bei der Vermarktung des Titels zu Gute?
Ja, bestimmt. Viele Buchhändler kennen mich, zum Teil auch aus den zahlreichen Veranstaltungen des Fünferclubs. Meine Vorträge über Preispolitik bei Taschenbüchern und gelb-getigerte Kampfschildkröten fanden die immer ganz lustig und buchen mich jetzt für Lesungen. Außerdem es gibt es natürlich schon Presseanfragen, beispielsweise von verschiedenen Frauenzeitschriften. Aber der Titel ist ja gerade erst erschienen.
In der Vorschau werden Sie beschrieben als jemand, der "25 Jahre lang erfolgreich als kaufmännischer Geschäftsführer die Finanzen eines bekannten norddeutschen Buchverlags geführt hat". Der Name Rowohlt fällt nicht. Geoutet werden Sie aber trotzdem ...
... Ja, im Vorwort. Das hat Michael Naumann geschrieben, mit dem ich zehn Jahre lang sehr erfolgreich zusammengearbeitet habe. Der entlarvt, dass es sich um Rowohlt handelt. Sein freundlicher Text war eine Überraschung für mich, da konnte ich ihm das ja schlecht wieder herausstreichen.
Ihr Buch ist sehr weit gefasst: Es reicht vom Führen eines Haushaltsbuchs über die Geldanlage,das Handeln mit Optionen und Zertifikaten, die Kreditaufnahme und den Abschluß von Versicherungen bis hin zur Altersversorgung und zum Kauf von Immobilien. Woher kommt Ihr breites Wissen?
Ich habe immer wieder mit vielen dieser Fragen sehr konkret zu tun gehabt. Natürlich musste ich auch einiges recherchieren, um überall auf dem aktuellen Stand zu sein. Schließlich soll ja alles seine Richtigkeit haben. Schwieriger war es allerdings, die teilweise sehr komplexen Sachverhalte in einfache Worte zu fassen, so dass auch Laien sie verstehen. Aber das war schließlich die erklärte Intention des Buches.
Befolgen Sie eigentlich Ihre eigenen Tipps?
Im Großen und Ganzen schon. Natürlich habe ich auch nicht immer alles richtig gemacht und hier und da auch Lehrgeld gezahlt. Aber das hält sich in Grenzen. Im Übrigen, wer ist schon stets und ständig vernünftig?
Sie raten den Lesern zur Führung eines Haushaltsbuchs. Haben Sie selbst eins?
Ja, schon seit Studentenzeiten. Das ist ein einfaches Instrument, um seine Finanzen im Blick zu behalten. Auch wenn viele darüber lachen.
Könnten Sie sich vorstellen, noch ein Buch zu schreiben?
Ja, warum nicht? Auch wenn es harte Arbeit war, denn ich bin weder Journalist noch Lektor. Vielleicht fällt Alexander Fest ja noch ein lohnendes Thema ein.