Sitzungswoche: Verleger-Ausschuss

Diskussion um libreka!

11. November 2009
Redaktion Börsenblatt
Der Verleger-Ausschuss hat bei seiner heutigen Sitzung im Frankfurter Buchhändlerhaus intensiv über die Branchenplattform libreka! diskutiert. Ein Anlass dafür war das anonyme Schreiben "Libreka! ungeschminkt", das während der Frankfurter Buchmesse über das Internet verbreitet wurde.

MVB-Geschäftsführer Ronald Schild trat dem anonymen Schreiben zunächst mit dem Hinweis entgegen, libreka! könne Erfolge vorweisen und habe inzwischen auch bei Endkunden einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht. Unterstützt wurde er von Matthias Ulmer (stellv. Vorsitzender des VA; Ulmer Verlag), der in einem Papier Soll- und Ist-Stand des Projekts miteinander verglichen hatte und zu dem Ergebnis kam, dass libreka! im Marktvergleich ziemlich gut dastehe.

Beunruhigend sei jedoch, so Karl-Peter Winters (Vorsitzender des VA; Verlag Dr. Otto Schmidt), die in der Branche verbreitete "skeptische Strömung" beim Thema libreka!. Dies habe zum einen damit zu tun, dass das ursprüngliche Ziel, die beste Volltextsuche zu entwickeln, noch nicht erreicht sei. Es habe aber auch mit der mangelnden Kommunikation und Lücken beim Service zu tun. Die Qualität der Basisfunktionen von libreka! müsse verbessert, mit den Verlagen müsse stärker als bisher kommuniziert werden, so Winters. Der VA-Vorsitzende traf damit die Stimmung vieler Sitzungsteilnehmer.

Ronald Schild plädierte dafür, eine "vernünftige Erwartungshaltung" einzunehmen. Die personelle und finanzielle Ausstattung der MVB sei nicht mit Google oder Amazon vergleichbar. Außerdem würden der MVB häufig digitale Versionen von Titeln geliefert, die mit erheblichem Aufwand nachbearbeitet werden müssten, um auf libreka! als E-Book verkauft werden zu können.

Vittorio E. Klostermann (Vittorio Klostermann Verlag), Albrecht Hauff (Thieme) und Hans Freiwald (CW Niemeyer Buchverlage) bemerkten, dass die öffentliche Wahrnehmung von libreka! und die Selbsteinschätzung des Verbands weit auseinander lägen. Man müsse gegensteuern, um zu verhindern, dass sich Verlage von libreka! abwenden. Bernd Weidmann (Die Werkstatt) plädierte dafür, das anonyme Papier nicht als bloße Schmähschrift abzutun und sich in die Situation der Kritiker zu versetzen.

Matthias Ulmer sprach sich abschließend dafür aus, die vorhandenen Unzulänglichkeiten bei libreka! sachlich zu bewerten, Defizite in der Kommunikation abzustellen und die Missstimmung in der Branche besser wahrzunehmen.