Nach langer Diskussion im Branchenparlament konnte über die Rolle von libreka! keine Einigung erzielt werden. Dies soll nun eine kleine Runde nochmals ausführlich erörtern. Unbestritten ist und bleibt, dass mit libreka! eine Branchenplattform für digitale Produkte geschaffen wurde, um die uns alle anderen Buchhandelsverbände beneiden, und die unserer Branche in der Öffentlichkeit höchste Reputation eingebracht hat. Diese Plattform libreka! haben alle Mitglieder befürwortet und in vielen Diskussionen auf den Weg gebracht. Und jetzt wollen wir auf halbem oder Dreiviertelweg stehen bleiben und gar wieder zurückrudern?
Der Zwischenbuchhandel empört sich darüber, dass eine Branchenplattform, die von allen Vereinsmitgliedern bezahlt und unterstützt wird, in Konkurrenz zu seinen eigenen Anwendungen steht. Hatten wir eine solche Situation nicht auch schon in der Vergangenheit? Sowohl IBU wie auch das VLB wurden unter dem Protest der Barsortimente ins Leben gerufen. Damals (wie heute) lautete die Argumentation, dies dürfe ein Verband, der die Interessen aller seiner Mitglieder zu vertreten habe, nicht. Konkurrenzprodukte zu denen der eigenen Mitglieder auf
den Markt zu bringen, entspräche nicht den Aufgaben einer Standesorganisation.
Die Sortimentsbuchhandlungen und Verlage sind heute noch froh, dass mit dem VLB und IBU unabhängige Rationalisierungsinstrumente geschaffen wurden, die neben den Katalogen und Bestellübermittlungsanstalten des Zwischenbuchhandels stehen – und damit nicht von den beiden großen Barsortimenten allein abhängig zu sein.
Sie sind weniger erpressbar: Die Bücher der DVA wurden zum Beispiel einmal bei einem Barsortiment ausgelistet, weil der Verlag nicht auf Rabattforderungen eingehen wollte. Könnte dies nicht auch einmal mit E-Books so laufen? Der Sony-Reader, der von jeder Buchhandlung über Libri bestellt werden kann, hat eine Bestellsoftware geladen, die den Kunden bevorzugt an thalia.de weiterleitet – nicht gerade im Interesse des unabhängigen Buchhandels.
Libreka! ist, eben weil aus der Branche kommend, die einzige Plattform, die den Sortimentsbuchhandel von Anfang an mit einbindet. Damit hat jede Buchhandlung die Möglichkeit, am
E-Book-Geschäft teilzunehmen, wenn man sich bei libreka! registrieren lässt. Bei den Barsortimenten ist dies nicht in jedem Fall so: Sowohl libri.de wie auch buchkatalog.de vertreiben E-Books, wenn man nicht über eine Buchhandlung in ihre Kataloge einsteigt, direkt an den Endkunden, von den globalen Anbietern wie Amazon ganz zu schweigen.
Konkurrenz belebt das Geschäft, und die Barsortimente und großen Verlagsauslieferungen sollten mehr Selbstvertrauen demonstrieren und sich auf ihre Stärken ver-
lassen, die sie immer schon zu den Innovationsmotoren unserer Branche gemacht haben. Es ist vor allem die Aufgabe von MVB und Zwischenbuchhandel, zu überlegen, wie und ob man in der Zukunft zusammenarbeiten kann. Angesichts der globalen Herausforderungen durch branchenfremde Anbieter ist hier ein rasches Aufeinanderzugehen angesagt.