Interview

"Ohne Rückenwind der Rechtschreibreform"

24. November 2009
Redaktion Börsenblatt
Die 25. Auflage des Rechtschreib-"Duden" hat die Verkaufserwartungen bisher nicht erfüllt. B.I.-Vorstand Ulrich Granseyer hofft nun auf das Weihnachtsgeschäft und kündigt weitere Investitionen in den Bereich Sprachtechnologie an.

Der Verkauf des "Duden – Die deutsche Rechtschreibung" liegt derzeit 30 Prozent unter Plan. War die halbe Million, die bis Ende 2009 angepeilt war, zu hoch angesetzt?

Granseyer: Wir werden unsere für dieses Jahr gesetzten ehrgeizigen Ziele nicht ganz erreichen, wobei es angesichts des noch vor uns liegenden Weihnachtsgeschäfts für eine abschließende Beurteilung zu früh ist. Wir haben möglicherweise bei der ersten Neuauflage – ohne den Rückenwind durch die Rechtschreibreformdiskussion – die Planung zu hoch angesetzt. Ungeachtet dessen gehen wir davon aus, dass der Duden (besonders, wenn man die beiden Angebote mit Buch und Buch plus Korrektursoftware zusammen betrachtet) am Jahresende unter den Top 10 zu finden sein werden. Ein Brotartikel für den Buchhandel ist und wird der Duden also bleiben.

Sind die nun angepeilten 400.000 bis Jahresende realistisch?

Zusammen mit der Vorauflage, die in diesem Jahr bis Mai verkauft wurde, haben wir die Zahl bereits deutlich überschritten.

Ist die 25. Aufl. nicht ohnehin zu früh gekommen, und stand das Ziel, Umsatz zu generieren, nicht zu sehr im Vordergrund? Der Mehrwert für die Kunden liegt gegenüber der 24. Aufl. doch vor allem im Medienpaket, nicht im aktualisierten Wortschatz …

Unsere Kunden akzeptieren kein Wörterbuch, in dem aktuelle Begriffe wie "Abwrackprämie" oder "twittern" fehlen. Um erfolgreich zu sein, muss man aktuell sein, und in der Tat haben wir mit unserer Jubiläumsausgabe auch versucht, die Aufmerksamkeit zusätzlich auf unsere Korrektursoftware zu lenken. Das Paket mit dem "Duden Korrektor kompakt"  verkauft sich sehr gut, und wir zeigen mit dieser Korrektursoftware, wie die Problemlösung "Rechtschreibung" in der Zukunft aussieht. Wir investieren derzeit viel in den Bereich Sprachtechnologie und sind sicher, dass wir auch in der Zukunft "Innovationsführer" bei diesem Thema sein werden.

Spüren sie die Kostenlos-Konkurrenz aus dem Netz – Stichwort Pons.eu?

Aus unserer Sicht bewegen sich die Duden-Absätze in dem Korridor früherer Jahre, ohne den Zusatzfaktor Rechtschreibreform.

Sollten alle Aktionäre der Zwangsabfindung zustimmen – geht es Cornelsen vor allem darum, mehr Handlungsspielraum (in Ressourcen- wie Personalplanung) im Unternehmen zu gewinnen und Synergien mit Patmos nutzen zu können?

Vor der Umwandlung der AG in eine GmbH muss erst das Ausschlussverfahren zu einem aus unserer Sicht positiven Ende kommen. Nach dem am Montag in der Hauptversammlung gefassten Beschluss sollte dies möglich sein, wenn es nicht bis Ende Dezember Einsprüche oder Klagen gibt. Erst dann ist über weitere Schritte zu entscheiden. Grundsätzlich wollen wir damit aber mehr Handlungsfreiheit gewinnen.