Die vor Gericht und allzu oft in der Öffentlichkeit geführte Auseinandersetzung hat ihn zermürbt und von dem, was im eigenen Verlag, der Frankfurter Verlagsanstalt, zu tun war, abgehalten. Und doch war er bislang zum Aufgeben nicht bereit gewesen. Nun mit ansehen zu müssen, wie die anderen, oder besser die andere, die Stiefmutter und Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz, triumphiert, dürfte noch immer schmerzen.
Der Verlag brauchte Joachim Unselds Einverständnis für den Umzug nach Berlin. Er hat es nie gegeben. Der Ortswechsel gegen sein Votum wäre Anlass für hohe Schadenersatzforderungen gewesen, sagt der verbleibende Mitgesellschafter Hans Barlach. Der Verlag hätte das nicht überstanden. Unseld hat zum Wohl des Verlags entschieden, den er als Nachfolger des Vaters einmal führen sollte und um den er, so sieht er es, betrogen wurde. Solche Noblesse war nach allem kaum zu erwarten.
Aber vielleicht ist es auch banaler. Der Ruin von Suhrkamp wäre für den Gesellschafter Unseld nicht nur emotional, sondern auch finanziell desaströs gewesen. Es mag also wohl weniger Selbstüberwindung als monetäre Vernunft gewesen sein, die Unseld bewegt hat. Richtig bleibt die Entscheidung so oder so.
Und Suhrkamp? Der von Zerwürfnissen und Misshelligkeiten geschüttelte Verlag hat sich der größten Unsicherheit entledigt. Auf sicherem Weg ist er deswegen noch lange nicht.