Ausland

Kulturförderung à la francaise: Steuergeschenke für den Buchhandel

26. November 2009
Redaktion Börsenblatt
Im Nachbarland Frankreich werden unabhängige Sortimente seit dem 31. August staatlich gefördert. Die ersten drei Monate sind also um. Wie der Start verlaufen ist – und welche Geldquellen es für die Inhaber noch gibt, außer den Staat?  

Zwei Jahre nachdem die Expertenrunde „Mission Buch 2010“ und der Verleger Antoine Gallimard dem französischen Kulturministerium Ideen zur Unterstützung der Buchhandlungen vorlegte, wurde jetzt der emblematischste Vorschlag verwirklicht: 406 über ganz Frankreich verstreute Buchhandlungen erhielten erstmals und für eine Dauer von drei Jahren das Gütesigel „LiR“ – was auf französisch wie „lesen“ klingt und eine Abkürzung für „Librairie indépendante de référence“ - „Unabhängige Qualitätsbuchhandlung“ - ist. Ein Logo gibt es nicht, dafür aber eine ganze Reihe von Problemen.

Sowohl große Buchhandlungen mit einem Umsatz über 600.000 Euro als auch kleinere sind zu etwa gleichen Teilen berücksichtigt worden. Die Zahl der Antragsteller lag bei 640 – einige, so Geoffroy Pelletier, der zuständige Mann im Ministerium, scheiterten am Kriterium der „Unabhängigkeit“, weil sie nicht mehr als mittelständisches Unternehmen anzusehen waren. Andere schieden wegen zu geringer Personalausgaben aus, die – als Nachweis für Beratungsqualität – mehr als 12,5 Prozent des Umsatzes aus Buchverkauf betragen müssen.

Die Kriterien, so räumt Pelletier ein, benachteiligten in Einzelfällen auch Bewerber, die man gern berücksichtigt hätte. „Das wollen wir korrigieren“. So etwa scheiterte Aux Lettres de mon Moulin in Nîmes, wo man nach dem Einbruch des Schulbuchgeschäfts die Hilfe dringend nötig hätte: „Meine Frau und ich sind aus steuerlichen Gründen Freiberufler“, sagt der Inhaber; „wir können uns keine Angestellten leisten“. Damit verfehlt der Buchladen die Mindestforderung für Personalausgaben. 
 


Das Label ist eine Anerkennung für kulturelles Engagement und Werbeargument. Damit verbunden ist aber auch eine Reduzierung der Gewerbesteuer. Problem: Diese Steuer teilen sich Städte und Gemeinden, Departement und Region – und die sind souverän in der Gewährung des Steuererlasses.  

Colette Kerber, Inhaberin der „Cahiers de Colette“ in Paris, bekam wie 56 Kollegen einen Brief vom Bürgermeister und sparte 1500 Euros Steuern. Auf eine solche Nachricht wartet man in der Librairie Mollat in Bordeaux bisher vergeblich: Keine der drei für Bordeaux zuständigen Körperschaften hat bisher einen entsprechenden Beschluss gefasst. Nachdem die französische Regierung kürzlich ankündigte, die Gewerbesteuer überhaupt abschaffen und durch eine neue Territorialabgabe zu wollen, wollen die Gremien abwarten.

Dafür, so unterstreicht Pelletier, wurden zwei weitere Hilfen bewilligt: Bereits seit Herbst 2008 gibt es unter dem Namen „Val“ Subventionen in Höhe von 5.000 oder 10.000 Euro für Buchhandlungen, die etwa durch Autorenlesungen lokale Kulturarbeit leisten. 2008 und 2009 wurden so jeweils rund 200 Buchhandlungen unterstützt. Eine Million Euro stehen jährlich zur Verfügung. Außerdem wurde ein mit drei Millionen Euros ausgestatteter Topf geschaffen, aus dem über den schon vor zwanzig Jahren von Verlegern zur Förderung der Buchhandlungen gegründeten Verein ADELC zinslose Kredite an diejenigen vergeben werden, die eine bestehende Buchhandlung übernehmen und weiterführen wollen.